Sie sind umstritten, doch viele von uns finden Sprachnachrichten praktisch. Aber was verschicken wir da überhaupt an unsere Liebsten? Damit beschäftigt sich die Sprachwissenschaftlerin Jana Tschannen.

Wir wollen kurz diesen einen Gedanken mit unseren Freund*innen teilen oder unterwegs schnell Bescheid sagen, dass wir gleich am vereinbarten Treffpunkt sind. Wenn wir dann keine Lust haben, eine gefühlte Ewigkeit auf unserem Handy herum zu tippen, greifen viele von uns zur Sprachnachricht. Jana Tschannen ist Sprachwissenschaftlerin und forscht zu dem Thema – sie verrät drei Fakten über Sprachnachrichten.

Alle unsere Sprachnachrichten ähneln sich

1. Die Länge bestimmt den Aufbau:
Wie wir eine Sprachnachricht aufbauen, sei von deren Länge und dem Inhalt abhängig, sagt Jana Tschannen.

"Je länger eine Sprachnachricht ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie am Anfang eine Begrüßung hat."
Sprachwissenschaftlerin Jana Tschannen über den Aufbau von Sprachnachrichten

Lange Nachrichten würden oft mit einer längeren Begrüßung starten, so die Sprachwissenschaftlerin. Zudem würden diese häufig mit einer Reihe von Abschiedsfloskeln beendet. "In kürzeren Sprachnachrichten finden wir so etwas häufig gar nicht. Da gibt es oft einen direkten Einstieg ins Thema oder nur ein 'ja' zu Beginn", sagt sie.

Außerdem fand die Wissenschaftlerin heraus: "Je länger die Sprachnachrichten sind, desto mehr Pausen und Füllwörter werden verwendet."

2. Die Länge ist Verhandlungssache
Die einen von uns lieben es, gefühlt stundenlange Sprachnachrichten zu verschicken, für die anderen ist alles über dreißig Sekunden eine Zumutung.

Doch für die Länge einer Sprachnachricht gibt es keine Regeln. "Man einigt sich da individuell", so das Urteil von Jana Tschannen. "Die Leute, die mit Sprachnachrichten kommunizieren, haben die Länge im Laufe ihrer Kommunikationsgeschichte irgendwie geregelt", sagt sie.

3. Warum wir Sprachnachrichten verschicken
Weshalb viele von uns überhaupt Sprachnachrichten verschicken, hat mehrere Gründe. Zum einen liegt das daran, dass unser Blick und unsere Finger beim Tippen beide auf dem Handy liegen müssten, erklärt die Sprachwissenschaftlerin. "Das Tippen auf dem Handy braucht unsere komplette Aufmerksamkeit", sagt sie.

Und auch ein Anruf kann manchmal Nachteile gegenüber einer Sprachnachricht haben. "Wir haben oft das Gefühl, die andere Person zu stören. Selbst, wenn es unsere beste Freundin ist, wissen wir nicht immer genau, was sie gerade macht", erklärt Jana Tschannen.

"Oder wir wissen vielleicht ganz genau, was die Person gerade macht und, dass sie keine Zeit hat. Aber wir haben jetzt gerade Zeit was zu erzählen", führt sie weiter aus. In solchen Fällen würden wir die Sprachnachricht wählen, weil die andere Person dann nicht gezwungen sei, unmittelbar zu reagieren. "Sie kann dann einfach antworten, wenn sie Zeit hat", sagt Jana Tschannen.

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Shownotes
Sprachwissenschaftlerin Jana Tschannen
Drei Fakten über Sprachnachrichten
vom 24. September 2021
Moderator: 
Dominik Schottner
Gesprächspartnerin: 
Jana Tschannen, Sprachwissenschaftlerin, Universität Bern