Ende Juli ist es wieder soweit: Dann müssen wir unsere Steuererklärung abgeben. Aber ist der ganze Stress wirklich sinnvoll, wenn wir am Ende nur wenig rausbekommen? Und wann lohnen sich Steuerberater? Deutschlandfunk-Nova-Wirtschaftsexperte Jörg Brunsmann hat Antworten.
Jährlich grüßt das Murmeltier: Dann sitzen wir mit einem Haufen voller Quittungen und Bescheide da und versuchen, ein Formular auszufüllen, um vielleicht doch noch ein bisschen Geld vom Finanzamt zurückzubekommen. Manche Arbeitnehmerin gibt auch auf – soll doch das Finanzamt schätzen. Bisher war die Abgabefrist immer der 31. Mai. Seit diesem Jahr haben wir etwas mehr Zeit. Die neue Frist ist jetzt der 31. Juli.
"Für einen normalen Arbeitnehmer so zwischen 300 und 500 Euro schätze ich mal, kann man rechnen. Aber das ist individuell, kann man jetzt nicht pauschal sagen."
Dabei verschenken wir vermutlich Geld: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bekommen durchschnittlich 300 bis 500 Euro pro Steuererklärung zurück, sagt Armin Paulus vom Bund der Steuerzahler. Da kann also was zusammenkommen.
Do it Yourself: Quittungen sammeln und Software nutzen
Damit wir uns nicht komplett überfordern, hilft es, früh anzufangen. Die gute Nachricht – wir können meist mehr absetzen, als wir denken: Zum Beispiel Dinge, die wir für unseren Job gekauft haben. Dazu gehören Bücher, Büromaterial, aber auch der Arbeitsweg, den wir täglich zurücklegen.
Jörg Brunsmann empfiehlt daher einen einfachen Trick. Wir brauchen einen Ort, an dem wir das ganze Jahr über Quittungen und alle Belege sammeln, die wir möglicherweise absetzen können. Das kann zum Beispiel ein alter Karton oder eine Schachtel sein. Wer regelmäßig komplexere Steuererklärungen macht, die oder der kann die Belege auch gleich nach Kategorien ordnen oder heften. Dann klappt es später noch schneller mit der Steuererklärung.
"Mein Tipp wäre: Einfach mal einen alten Karton nehmen – und da alle Quittungen, alles wo ich sage: 'Na, das habe ich doch für den Job gekauft' erst mal da reinpacken."
Wenn die Zeit kommt, in der wir unsere Steuererklärung machen müssen, können wir uns Unterstützung in Form einer Computer-Software holen. "Da gibt es inzwischen viel Auswahl – das günstigste 'gute' Programm, das die Stiftung Warentest unter die Lupe genommen hat, kostet knapp 15 Euro", sagt unser Wirtschaftsexperte.
Ebenfalls wichtig: die Abrechnung unseres Arbeitgebers. Hier steht unter anderem drauf, wie viel wir im Jahr verdient haben, welche Steuerklasse wir haben oder wie viel wir für die Krankenversicherung zahlen mussten. Wenn wir mit unserer Steuererklärung beginnen, sind das die Daten, die zuerst abgefragt werden – auch bei der Computersoftware. Und ganz wichtig ist immer: Kopie machen, wenn die Steuererklärung fertig ist.
Lohnsteuerhilfevereine oder Steuerberatungen als Alternative
Manchmal sind Steuererklärungen aber ziemlich kompliziert – zum Beispiel bei Menschen mit mehreren festen Jobs oder bei Selbstständigen. Oder einfach, weil wir das System noch nicht verstehen. Dann können wir uns Hilfe holen. Bei Lohnsteuerhilfevereinen oder der Luxusvariante: der Steuerberaterin.
Lohnsteuerhilfevereine gibt es in jeder größeren Stadt. "Die machen eigentlich nichts anderes als Steuerberater, sind aber eher auf die Standardfälle spezialisiert", sagt Jörg Brunsmann. Lohnsteuerhilfevereine sind also eine gute Anlaufstelle für die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, gerade Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger.
Steuerberaterinnen und Steuerberater kommen meistens ins Spiel, wenn die Steuererklärung richtig kompliziert ist. Dann ist es wichtig, dass wir uns erst einmal erkundigen, wie teuer das Ganze wird – so können wir auch schätzen, ob sich eine Steuerberaterin oder ein Steuerberater überhaupt für uns lohnt. Grundsätzlich gibt es festgelegte Honorarsätze, daran müssen sich Lohnsteuerhilfevereine und Steuerberaterinnen und Steuerberater halten.
"Wenn am Ende der Rechnung ein Plus steht – warum soll ich dem Finanzamt dann Geld schenken?"
Für welche Variante der Steuererklärung wir uns entscheiden – und ob sich eine Steuererklärung am Ende für uns lohnt, können wir am besten herausfinden, wenn wir eine grobe Rechnung anstellen: Wenn wir zum Beispiel davon ausgehen, dass wir als angestellte Berufseinsteigerin rund 300 Euro zurückbekommen, sollten wir dagegenhalten, was wir beim Lohnsteuerhilfeverein oder der Steuerberaterin zahlen würden – oder ob wir selbst unsere Steuererklärung machen wollen. Und wie viel unsere Zeit kostet. Kommt am Ende ein Plus raus, wäre es verschenktes Geld, sich nicht um die Steuern zu kümmern.