Während des Studiums haben die meisten von uns wenig Geld. Mit einem Job verdienen sich manche etwas dazu. Andere werden von ihren Eltern unterstützt, wieder andere bekommen ein BAföG. Ein Stipendium beantragen eher wenige, obwohl eine gute Alternative wäre und ein gutes finanzielles Polster bieten würde.

Für ein Stipendium braucht man einen Einser-Schnitt im Abi - das denken zumindest viele von uns. Fakt ist: Gute Noten helfen bestimmt, sind aber für die meisten Förderprogramme nicht unbedingt das ausschlaggebende Kriterium.

In Deutschland gibt es rund 2500 Stipendienanbieter, aber nur ein Drittel der Studierenden bewirbt sich darauf. Marco (Name von der Redaktion geändert) ist einer von ihnen. Er studiert Statistik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Vor drei Jahren hat er sich bei der Friedrich-Ebert Stiftung - einem der großen Förderwerke in Deutschland - um ein Stipendium beworben und das auch bekommen. Aber er hat kein Einser-Abitur und damit nicht die Überflieger-Schullaufbahn hingelegt, die viele bei Stipendiaten erwarten.

"Bei der Friedrich-Ebert-Stiftung sind Dinge wie soziales Engagement, Charakterentwicklung und auch der familiäre Background wichtig. Marco kommt zum Beispiel aus einer Nicht-Akademiker-Familie, ist der "Einzige, der studiert, und engagiert sich stark bei der Initiative 'Arbeiterkind', die hilft sozial Schwachen. "
Julian Ignatowitsch, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Marcos erster Schulabschluss war sein Hauptschulabschluss mit 2,7. Davor hatte er schon einmal die Schule abgebrochen. Nach seinem Hauptschulabschluss hat er zuerst eine Berufsausbildung gemacht und sich dann erst dafür entschieden, über den zweiten Bildungsweg sein Abitur nachzumachen. Aus eigener Erfahrung weiß er inzwischen, dass sein soziales Engagement und sein familiärer Background eine Rolle dabei gespielt haben, dass er den Zuschlag für das Stipendium erhalten hat. Marco kennt viele, die sich in der Altenpflege engagieren, Migranten helfen oder sich gegen rechtsextreme Organisationen einsetzen.

"Ich glaube, es ist vielen zu aufwendig, sich auf ein Stipendium zu bewerben. Dann wägt man natürlich immer die Kosten und Nutzen ab."
Ein Studierender zum Thema Stipendium

Die wichtigsten Zahlen zu Stipendien

In Deutschland bewirbt sich nur ein Prozent der Studierenden bei einem der 13 großen Förderwerke, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt werden. Bemerkenswert angestiegen ist die Zahl der Studierenden mit Stipendium in den vergangenen Jahren: Sie hat sich mehr als verdoppelt und ist von rund 14.000 auf ungefähr 29.000 hochgegangen. Der Bund baut die Förderprogramme weiterhin aus: Die Summe für die Studienförderung hat sich seit 2006 innerhalb von neun Jahren von rund 87 Millionen Euro auf 262 Millionen Euro verdreifacht. Dass sich nur ein Drittel der Studierenden bewirbt, zeigt also, dass es lohnen kann, sich zu bewerben.

"Schlau gemacht habe ich mich schon, aber nicht beworben."
Ein Studierender zum Thema Stipendium

Viele der großen Stiftungen, die Stipendien vergeben, stehen einer politischen Partei nahe. Die Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD, die Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Partei Die Linke, die Friedrich-Böll-Stiftung den Grünen. Viele dieser Organisationen schauen bei ihren Bewerbern darauf, ob sie sozial engagiert und kreativ sind.

Stiftungen, die spezielle Zielgruppen haben

Bei anderen Stiftungen kann der Beruf der Eltern eine Rolle spielen. Wer Eltern hat, die bei der Deutschen Bahn AG arbeiten, bewirbt sich bei der dazugehörigen Regierungsrat Paul-Meyer-Stiftung. Andere erhalten über die Bosch-Jugendhilfe eine Studienförderung. Wer selbst schon Kinder hat, kann sich bei der Bundesstiftung für Mutter und Kind oder beim Mawista-Programm bewerben. Für spezielle Studienfächer wie Musik oder Technik gibt es dann wieder andere Stipendienanbieter.

"Klar habe ich darüber nachgedacht. Ich habe auch Freunde, die ein Stipendium haben. Ich habe aber auch gehört, dass es schwierig ist, eins zu bekommen."
Eine Studierende zum Thema Stipendium

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  • Moderatorin: Tina Kießling
  • Gesprächspartner: Julian Ignatowitsch