Deadlines sind wichtig – viele von uns brauchen sie, um zielorientiert arbeiten zu können. Aber zu viel Druck tut wiederum dem Ergebnis nicht gut. Unser Reporter kennt da ein paar Tricks.
Prokrastinieren bis zum Umfallen und dann doch noch in einer Woche die Hausarbeit runterschreiben – solche und ähnliche Situationen kennen viele Menschen. Deadlines und Zeitdruck helfen uns, eine Art Ziel zu formulieren. Und dann können wir besser arbeiten. Das sagt auch Cornelius König. Er ist Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität des Saarlandes.
"Ich glaube schon, dass es so etwas wie eine allgemeine Gesetzmäßigkeit gibt, dass man das näher liegende Ziele als wichtiger empfindet. Das ist etwas, was man sehr allgemein in der Psychologie findet. Das geht runter bis in die Tierpsychologie."
Das geht so weit, dass es so etwas wie eine allgemeine Gesetzmäßigkeit gibt – wenn auch eine nicht ganz ernst gemeinte: das Parkinsonsche Gesetz. Formuliert hat es der britische Soziologe Cyril Northcote Parkinson im Jahr 1957: "Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht."
Perfektionismus ist nicht gleich Parkinsonsches Gesetz
Die meisten von uns brauchen also ein absehbares Ziel, um produktiv arbeiten zu können. Das bedeutet aber nicht, dass das Parkinsonsche Gesetz dasselbe wie Perfektionismus ist, sagt Cornelius König.
"Perfektionismus kann dann doch auch krassere Formen annehmen als einfach nur schleifen und basteln an einzelnen Sätzen."
Denn die Beobachtungen von Parkinson beziehen sich vor allem auf geistige Trägheit. Perfektionismus aber bedeutet, dass wir im Zweifelsfall nicht loslassen können, weil wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind. Und dann entsteht Druck und damit Stress – das ist nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern kann uns auch weniger produktiv machen.
Wenn wir also wollen, dass zum Beispiel noch mal jemand über die Hausarbeit liest, ist es schlecht, wenn wir sie auf den letzten Drücker fertigstellen – dann können wir uns solche Schlaufen, die unser Werk wahrscheinlich verbessern, nicht leisten.
Große Deadlines in kleine unterteilen
Was also tun? Wir können uns zum Beispiel etwas Schönes vornehmen, wenn wir unsere Arbeit bis zu einem bestimmten Punkt erledigt haben. Das ist zwar wieder eine Deadline, aber Cornelius König rät genau dazu: dass wir große Deadlines am besten in mehrere kleine unterteilen.
"Dass man nicht sagt: Nächste Woche will ich dieses oder jenes fertiggestellt haben. Sondern: Okay, den ersten Teil sollte ich noch bis Ende dieser Woche fertiggestellt haben und den Rest kann ich dann nächste Woche machen."
So strukturieren wir uns selbst und haben regelmäßig keine Erfolgserlebnisse, wenn wir unsere Etappenziele erreichen – und die motivieren uns dann wiederum zum Weitermachen. Und nicht vergessen: das Loslassen. Irgendwann sollten wir auch einfach mal zufrieden sein und die Arbeit abgeben.
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