Nele Pollatschek verbringt sieben Jahre an den Elite-Unis von Oxford und Cambridge. Mit dieser Auslandserfahrung erfüllt sie sich einen Lebenstraum. Ihre Perspektive auf das Leben in Deutschland verändert sich dadurch sehr.
Schon in der Schulzeit träumt Nele Pollatschek davon, in Oxford und Cambridge zu studieren – weil dort auch ihre großen literarischen Vorbilder gelernt haben.
"Ich wollte das, seitdem ich 12 oder 13 war."
Tatsächlich bekommt sie einen der begehrten Studienplätze, hat aber erstmal Angst vor dem Auslandsaufenthalt: "Als ich dann angenommen wurde, dachte ich: Shit, du gehst da jetzt hin und du wirst wahnsinnig enttäuscht sein", erinnert sich Nele. "Dann kam ich dahin und musste feststellen: Es ist genauso, wie ich es mir ausgemalt habe" - inklusive schicken Bibliotheken, antiquierten Gebäuden und einer Atmosphäre wie aus einem Buch.
Nele hat englische Literatur in Cambridge studiert und später in Oxford promoviert. "Ich hatte das Gefühl, dass ich den Brief nach Hogwarts mit 19 doch noch bekommen habe", beschreibt sie die Unis, denn die Gebäuden wirken auf sie wie aus aus der Harry-Potter-Welt.
"Man hat sehr oft das Gefühl: Oh krass, ich bin im 19. Jahrhundert gelandet. Oh krass, ich bin wirklich in dieser literarischen Welt, von der ich immer geträumt habe."
Nele fällt auch die elitäre Stimmung an den Unis auf. "Es gibt ganz normale Menschen, die einfach nur da sind, weil sie clever sind und ein Fach studieren wollen", beschreibt die Literaturwissenschaftlerin ihre damaligen Kommilitonen. "Dann gibt es aber auch diese anderen Leute, die vorher auf den Privatschulen waren, für die man 30.000 oder 40.000 Pfund im Jahr zahlt."
Sie sei zwar dankbar dafür, mit diesen Menschen Zeit verbracht zu haben, weil sie einen unglaublich hohen Bildungsgrad hätten und man davon profitiere. "Auf der anderen Seite haben sie keinen Realitätsbezug und oft Ekel oder Abscheu gegenüber jenen, die nicht ihrer eigenen Klasse angehören", kritisiert Nele.
"Diesen Typ Mensch, der als erste Fremdsprache Altgriechisch gelernt hat, den trifft man schon auch."
Eine Sache fand Nele besonders irre im Vergleich zu deutschen Unis: Alles sei zwar traumhaft schön. Aber Alltägliches würden oft nicht funktionieren wie Toiletten oder Fenster. Das müsse man dann aber aushalten, weil man schließlich viele andere großartige Dinge während dieser Zeit erlebe. "Von so was darf man sich seine Auslandserfahrung nicht versauen lassen."
Nach dem Aufenthalt in England ist alles anders
Sieben Jahre bleibt Nele in England und kommt dann nach Heidelberg zurück. Dort stellt sie fest, dass sich ihr Verhältnis zu Deutschland verändert hat: "Die Beobachter-Perspektive ist mir geblieben. England war mir fremd und Deutschland ist es jetzt auch." Sie wisse nach dem Auslandsaufenthalt, dass sie in vielen Dingen deutsch ist, trotzdem sei England irgendwie zu ihrer Heimat geworden.
"Es ist der Ort, an dem ich am allerlängsten in meinem Leben gelebt habe."
Ihr Bruder studiert inzwischen auch in Oxford, sodass sie immer noch eine Verbindung zu ihrer Uni hat, erzählt Nele: "Ich habe Heimweh, wenn mein Bruder mir Fotos schickt." Deswegen möchte sie so schnell es geht wieder zurück. "Sobald Corona wie auch immer vorbei ist und man mit gutem Gewissen reisen kann, bin ich sofort wieder in Oxford."
2016 hat Nele ihren ersten Roman "Das Unglück anderer Leute" veröffentlicht. Im Gespräch mit Sebastian Sonntag erzählt sie, wie ihr Debütroman entstanden ist. Eine Rezension von Lydia Herms über Neles Debütroman findet ihr hier: Das perfekte Buch für den Moment, wenn dein Vater mit dir Smalltalken will.
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