Kein Gipfeltreffen zwischen den USA und Nordkorea: eine Enttäuschung für Moon Jae-in. So reagiert der südkoreanische Präsident und diese Optionen hat er.
Moon Jae-in zeigte sich trotz der Nachricht aus dem Weißen Haus optimistisch. "Die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel und ein dauerhafter Frieden sind historische Aufgaben, die nicht abgelegt oder hinausgezögert werden können", sagte er.
Über die Handlungsoptionen des südkoreanischen Präsidenten haben wir mit Frank Hollmann gesprochen. Er ist Journalist, hat die Region bereist und für uns aus Südkorea berichtet.
Moons Ziel ist Annäherung
Das Thema nord-südkoreanische Annäherung begleitet Moon Jae-ins gesamte politische Karriere, sagt Frank. Zwischen 2003 und 2008 war Moon Jae-in unter anderem Stabschef des damaligen Präsidenten Roh Moo-hyun. In dieser Zeit kam es zum zweiten innerkoreanischen Gipfeltreffen überhaupt.
Moon Jae-in hat in der Folge seit März 2017 in seinem eigenen Wahlkampf die Annäherung an Nordkorea propagiert, berichtet Frank. Für diese Haltung wurde er seitens des konservativen Lagers in Südkorea als Kommunist und als Nordkorea-Versteher bezeichnet. Zuschreibungen, die ihn eigentlich schon sein ganzes politisches Leben begleiten.
Entspannungspolitik à la Brandt
Unbeirrt habe Moon Jae-in an dieser Position festgehalten. Frank meint, dass der Präsident von einer Entspannungspolitik überzeugt sei, vergleichbar der Ostpolitik Willy Brandts. Nur diese könne der koreanischen Halbinsel und der Region Frieden und Stabilität bringen.
Frank beschreibt Südkorea als von Großmächten eingekeilt: China, Japan und Russland im Norden. Die abrupte Absage Donald Trumps bringe das Land in eine ungünstige Lage.
"Was Trump da mit seinem engen Verbündeten Südkorea gemacht hat, sie nicht mal vorab zu informieren, ist nicht die feine englische Art und hat sicherlich Moon Jae-in auch verärgert."
Moon Jae-in versuche nun, seine diplomatischen Mittel zu nutzen, meint Frank. Mit Donald Trump habe der Präsident Südkoreas rund 15 Mal telefoniert. Zu der japanischen und zur chinesischen Seite stehe er in regelmäßigem Kontakt.
Moon Jae-in habe bereits angedeutet, dass eine weitere Annäherung notfalls ohne die USA erfolgen müsse, weil er an diesem Ziel unbedingt festhalten will, sagt Frank. Dafür sei eben nicht nur die amerikanische sondern insbesondere die chinesische Seite von enormer Bedeutung.
"Chinas Rolle wird, finde ich, völlig unterschätzt, denn China spielt eine ganz gewichtige Rolle. Wenn China Nordkorea fallen lassen würde, hätte Kim ein gewaltiges Problem."
An der Entspannung auf der koreanischen Halbinsel hat China ein eigenes strategisches Interesse. Denn Nordkorea werde im Gegenzug für eine Abrüstung auch Gegenleistungen von den USA verlangen, vermutet Frank. Das könnte ein Teilabzug der amerikanischen Truppen in Südkorea sein. Eine Entwicklung die Peking gewiss begrüßen würde.
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