Im Mai 2013 eskalierte der Konflikt um den Gezi-Park im Herzen Istanbuls. Demonstranten hatten den Park besetzt, um dessen Bebauung zu verhindern. In den darauffolgenden Protesten starben acht Menschen. Bis heute wird gegen Demonstranten von damals ermittelt. So auch gegen die Architektin und Aktivistin Mücella Yapici. Ihr drohen 29 Jahre Haft.
2013 formierte sich nach und nach eine Protestbewegung in Istanbul. Immer mehr historische Stadtteile sollten abgerissen, immer mehr Einkaufszentren gebaut werden. Auch der Gezi-Park im Zentrum Istanbuls sollte zerstört und bebaut werden. Doch Demonstranten besetzten den Park.
An den Protesten beteiligte sich auch die 63-jährige Mücella Yapici - als Architektin gemeinsam mit der Architektenkammer sowie als Aktivistin und Mitgründerin der Bürgerinitiative Taksim-Solidarität. Denn auch der Taksim-Platz sollte verändert werden.
"Manchmal bedeutet Architektur gar nichts zu bauen, sondern etwas zu schützen."
Für Mücella Yapici bedeutet Architektur auch den Erhalt von Gebäuden und von öffentlichem Raum. Doch die Regierung unter Ministerpräsident Erdogan sah das ganz anders.
Die Polizei ging gegen die Demonstranten vor. In den anschließenden Protesten starben mindestens acht Menschen, tausende wurden verletzt. Es folgte eine Welle der Solidarität - nicht nur in Istanbul, auch in anderen Städten der Türkei.
"Nach letztem Jahr, nach Gezi hat diese Gesellschaft sprechen gelernt. Das hat die Mauer der Angst eingerissen. Meiner Meinung nach hatte das System gerade davor Angst. Gezi war ein echter Friedensprozess."
Der Gezi-Park wurde gerettet. Die Demonstranten sind längst verschwunden, der Park lädt wieder zum Verweilen ein. Doch die mutigen Menschen von damals müssen noch immer um ihre Freiheit fürchten. So auch Mücella Yapici. Sie wird beschuldigt, Gründerin und Leiterin einer kriminellen Vereinigung zu sein. Ihr drohen 29 Jahre Haft.