Während des Freitagsgebets hat in Neuseeland ein Angreifer 49 Menschen getötet. Er hat die Tat live auf Facebook gestreamt und vermutlich auf der Seite 8chan die Morde angekündigt.

Bei dem Terroranschlag auf zwei Moscheen in der Stadt Christchurch in Neuseeland sind mindestens 49 Menschen getötet und mehr als 40 verletzt worden (Stand: 15.03.). Während des Freitagsgebets hat ein Angreifer in der Masjid-al-Noor-Moschee im Zentrum von Christchurch das Feuer auf die muslimischen Gläubigen eröffnet, 41 Menschen sind dort gestorben. 

In fünf Kilometern Entfernung sind bei einem weiteren Angriff auf eine kleine Vorort-Moschee sieben weitere Menschen getötet worden. Ein weiteres Opfer ist nach Behördenangaben später im Krankenhaus gestorben. Drei Männer und eine Frau sind festgenommen worden. Einer der Männer ist später des Mordes beschuldigt worden.

Ronald Menn, Deutschlandfunk Nova, Nachrichtenredaktion
"Als Haupttäter gilt ein 28-jähriger Australier. Er soll die Tat lange geplant haben."

Der Attentäter hat seine Tat per Live-Stream übertragen und sie online im Vorfeld angekündigt. In den vergangenen Tagen sind rechtsextreme Äußerungen des mutmaßlichen Täters bei Twitter, Facebook oder YouTube aufgetaucht. Auf der Seite 8chan hat der mutmaßliche Täter außerdem ein Schreiben veröffentlicht, in dem er sich als Rassisten bezeichnet und Anschläge auf drei Moscheen ankündigt. 

8chan: Plattform für Extremisten

Marcus Richter ist Journalist und berichtet über digitale Medien und Netzpolitik. Er sagt, die Seite 8chan sei kein soziales Netzwerk, sondern ein Image-Board, auf das man alles anonym posten kann. Man finde dort viele gewalttätige, sexistische und rassistische Inhalte. Die Posts seien dort unübersichtlich organisiert und man wisse oft nicht, wer was geschrieben und hochgeladen habe. Man könne im Nachhinein auch schwer nachvollziehen, ob mehrere Inhalte von derselben Person online gestellt wurden oder verschiedene User die Posts verfasst hätten.

"Theoretisch gibt es dort inhaltlich alles. Praktisch ist das aber eine Sammelstelle für Extremisten. 8chan ist sowas wie die dunkle Ecke des Internets."

Technisch seien 4chan - das schon in der Vergangenheit als Plattform für gewaltverherrlichende Posts auffiel - und 8chan dasselbe. Das Konzept sei bei den beiden Boards, dass nichts "zensiert" werde. Die Betreiber würden nur Inhalte löschen, die gegen das Urheberrecht verstoßen. 

Richter sagt, die Posts auf diesen Seiten würden oft nur dazu dienen, möglichst heftig zu provozieren. Was davon dann ernst gemeint sei und was nur ein Witz wäre, könne man kaum erkennen. Es gebe immer wieder Plattformen wie 8chan im Netz, aber man könne nur hoffen, dass diese nicht allzu bekannt würden, so Richter.

Weitere aktuelle Informationen bietet Dlf24.de.

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Shownotes
Terror in Neuseeland
Verbindung zwischen dem Anschlag und der Seite 8chan
vom 15. März 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Marcus Richter, Journalist mit den Schwerpunkten digitale Medien und Netzpolitik