In unseren Klamotten sind deutlich weniger giftige Stoffe drin als früher, sagt Greenpeace. Damit lobt die Umweltschutzorganisation auch die Ergebnisse einer vor sieben Jahren selbst initiierten Kampagne.
Wenn ihr euch einen neuen Pulli oder eine neue Hose zulegt, haben die manchmal einen ziemlich speziellen Geruch. Manche finden den sogar ganz angenehm – er kann aber von Rückständen in der Kleidung kommen, von giftigen Stoffen, die bei der Herstellung entstanden sind.
Greenpeace gibt schon seit vielen Jahren Studien zum Thema in Auftrag, sagt Johannes Döbbelt von Deutschlandfunk Nova. Dabei haben sie immer wieder relativ viele verschiedene Schadstoffe in unseren Klamotten gefunden – und nicht nur dort, sondern auch in der Umwelt in den Produktionsländern wie etwa China oder Indien.
Kampagne zeigt scheinbar Erfolg
2011 hat Greenpeace dann eine Kampagne gestartet, um das zu ändern. Ziel: Elf besonders gefährliche chemische Schadstoffe sollten weltweit aus der Textilindustrie verbannt werden. Sieben Jahre später lobt Greenpeace jetzt die Fortschritte. Diese seien in der Tat messbar, sagt Johannes Döbbelt - zum Teil zumindest:
- bei der Kampagne machen mittlerweile 80 Firmen mit, die zusammen ungefähr 15 Prozent aller Klamotten weltweit produzieren, darunter H&M, Primark, Zara, Adidas, Nike, Aldi und Lidl
- sie alle haben sich verpflichtet, die elf gefährlichen Stoffe gar nicht mehr einzusetzen
- teilweise ist das schon passiert – um die Selbstverpflichtung komplett umzusetzen, haben die Firmen aber noch Zeit bis zum Jahr 2020
"Die Stoffe, um die es geht, sind zum Beispiel sogenannte PFCs, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein."
Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFCs), insbesondere perfluorierte Tenside (PFTs), sorgen unter anderem für die Imprägnierung der Kleidung, also dafür, dass eure Jacke Wasser und Schmutz abweisend ist. Die PFCs stehen aber im Verdacht, Krebs zu erregen und unfruchtbar zu machen. Das wurde zumindest in Tierversuchen nachgewiesen, sagt Johannes. Toxikologen sagen zudem: PFCs sind reines Gift für die Umwelt, weil es dort nur ganz langsam abgebaut wird.
Scheinbar eher geringe Gefahr für Trägerinnen
Wer ein mit PFC-Rückständen belastetes T-Shirt trägt, ist aber wohl eher überschaubaren Gefahren ausgesetzt. So schätzen das zumindest das Bundesinstitut für Risikobewertung und auch der TÜV Rheinland ein. Begründung: In den Klamotten seien nur sehr geringe Mengen dieser Stoffe gefunden worden – Mengen, die unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen.
Wie PFCs genau auf uns Menschen wirken, ist noch nicht besonders gut erforscht, sagt Johannes Döbbelt. Experten empfehlen aber grundsätzlich, neue Klamotten sicherheitshalber erst mal in die Waschmaschine zu schmeißen, bevor ihr sie anzieht.
Problem liegt in den Produktionsländern
Diejenigen, die am meisten unter den Schadstoffen leiden, sind aber gar nicht wir hier in Europa, sondern die Menschen in den Produktionsländern, etwa in Bangladesch.
- Zum einen leiden die Arbeiterinnen in den Textilfabriken an den schlechten Arbeitsbedingungen: Es gibt zum Beispiel keine gute Schutzkleidung, sodass die Arbeiter direkt mit den Chemikalien in Kontakt kommen
- Zum anderen gelangen die Gifte dort viel zu leicht in die Umwelt: Teilweise leiten die Fabriken ihre Abwässer direkt in die Flüsse – und belasten damit Fische, andere Tiere und natürlich das Trinkwasser
Aus diesen Gründen rät Greenpeace ganz grundsätzlich dazu, einfach viel seltener neue Kleidung zu kaufen.
"Greenpeace sagt: Weniger neue Klamotten kaufen hilft auch!"
Denn durch eine sinkende Nachfrage sinken langfristig auch das Angebot und der Produktionsdruck. Dadurch lande dann auch weniger Gift in der Umwelt. Im Moment shoppen wir allerdings noch, was das Zeug hält: Jeder Deutsche kauft im Schnitt 70 neue Kleidungsstücke im Jahr.
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