Obst und Gemüse aus Stadtgärten ist regional und saisonal. Damit es auch noch nachhaltig ist, sollten wir ein paar Aspekte beachten. Sonst kann der CO2-Fußabdruck von urbanen Gärten größer ausfallen als der von Obst und Gemüse aus konventioneller Landwirtschaft.
Es gibt sie auf Parkhausdächern, auf ehemaligen Brachflächen oder im Hinterhof: kleine Gemeinschaftsgärten, in denen gesät, gedüngt und geerntet wird wie auf dem Land. Von Salat über Kartoffeln bis hin zu Obst machen Urban-Gardening-Projekte Städte in Deutschland und weltweit grüner. Und sie sind eine Möglichkeit, Lebensmittel selbst anzubauen.
Klimabilanz von Urban Gardening: Das geht besser!
Ein internationales Team von Forschenden, darunter auch Wissenschaftler*innen vom Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) in Dortmund, hat in einer Studie untersucht, wie die Klimabilanz solcher Stadtgärten ausfällt im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft.
Das Ergebnis: Der CO2-Fußabdruck von Obst und Gemüse aus Urban-Gardening-Projekten ist bis zu sechs Mal größer als der von Obst und Gemüse, das aus konventioneller Landwirtschaft außerhalb der Städte stammt.
Ernte, Ressourcen, Material
Die Forschenden haben sich für ihre Studie mehr als 70 Stadtgärten in fünf Ländern angesehen. Neben urbanen Gärten in den USA, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Polen sind auch Stadtgärten aus dem Ruhrgebiet dabei.
Für die Studie haben die Gärtner*innen eine Saison lang Tagebuch geführt und so festgehalten, was sie an Obst und Gemüse geerntet haben. Sie haben zudem aufgeschrieben, welche Ressourcen sie dafür verbraucht haben, wie Wasser oder Düngemittel, und auch, welches Material sie für ihre Stadtgärten neu besorgt haben, wie beispielsweise Gießkannen.
Zusätzlich haben die Forschenden für jedes Land einen fiktiven Warenkorb zusammengestellt mit Obst- und Gemüsesorten, die in dem jeweiligen Land besonders beliebt sind. Der Warenkorb hat ihnen bei der Berechnung der Klimabilanz geholfen.
Konventioneller Anbau: Ressourcen effektiv nutzen
Bei der Analyse der Forschenden kam also heraus, dass für eine Portion Obst und Gemüse aus dem Stadtgarten mehr CO2 erzeugt wurde als für eine vergleichbare Menge von einem konventionellen Acker. Ein Grund hierfür ist, dass die Materialien und Ressourcen beim Anbau von Obst und Gemüse auf großen Feldern effektiver genutzt werden können. Die konventionelle Landwirtschaft kann in der großen Masse anbauen und verbraucht pro Kilogramm Ernte beispielsweise weniger Dünger.
Stadtgarten: Viele Neuanschaffungen
Für Stadtgärten muss die Infrastruktur oft auch erst mal geschaffen werden. Das bedeutet: Hochbeete werden beispielsweise neu gebaut und dafür wird frisches Holz aus dem Baumarkt mit dem Auto besorgt. Oder: Gießkannen und Werkzeug werden neu angeschafft. Und auch der Wasserverbrauch fließt in die Klimabilanz mit ein. "Da kommt einiges an Ressourcen zusammen – offenbar sogar oft mehr, als wenn man auf großen Feldern Gemüse anbaut und das per Lkw durch die Gegend fährt", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Aglaia Dane.
So wird der CO2-Fußabdruck kleiner
Die kleinen Stadtgärten sollten deswegen laut den Forschenden aber nicht verschwinden. Zum einen haben sie eine wichtige Funktion, weil sie das Gemeinschaftsgefühl fördern, gut für die Psyche sind und Menschen in der Stadt mehr über den Anbau von Gemüse und Obst lernen. Zum anderen können die urbanen Gärten ihren CO2-Fußabdruck auch verringern, wenn die Gärtner*innen wenige Dinge beachten:
- Beim Anbau auf die Sorte achten: Tomaten aus Stadtgärten sind oft nachhaltiger im Vergleich zu Tomaten aus konventioneller Landwirtschaft, die in energieintensiven Gewächshäusern angebaut werden. Bei Spargel ist es ähnlich. Hier kann sich der Anbau in urbanen Gärten lohnen, wenn der Spargel sonst zum Beispiel aus Spanien mit dem Flugzeug in den Supermarkt gebracht wird.
- Infrastruktur und Material möglichst lange nutzen: Das trifft etwa auf Hochbeete zu. Sie sollten länger benutzt werden als eine Saison.
- Recycling: Kompost kann gekauften Dünger ersetzen. Regenwasser, das mit Tonnen aufgefangen wird, ist besser als frisches Leitungswasser. Und ausrangierte Stahlgerüste oder alte Euro-Paletten können zu Rankhilfen werden.
Je konsequenter solche Aspekte umgesetzt werden in den Stadtgärten, desto besser wird auch ihre Klimabilanz.