Nennhausen ist gerade sehr populär unter Meteoritenjäger*innen. Denn in der Nähe des Dorfes in Brandenburg ist am Wochenende der Asteroid Sar2736 in der Atmosphäre verglüht. Hoffentlich aber nicht alles von ihm. Die Suche nach Meteoriten, also Resten des Asteroiden, hat begonnen.

Rund um Nennhausen ging die Suche direkt am Wochenende los: Da zogen die ersten Meteoritenjäger*innen über die Felder. "Problem: Es ist die berühmte Stecknadel im Heuhaufen", sagt unser Reporter Dominik Peters.

Kurzer Einschub vorab: Meteoroide und Asteroide sind Objekte im Weltall, wobei Meteroide kleiner als ein Meter sind und Asteroide größer als ein Meter. Treffen diese Objekte auf die Erdatmosphäre, dann verglühen sie meist komplett in der Atmosphäre. Aber manchmal erreichen einzelne oder mehrere Stücke den Boden: die Meteoriten.

Meteorite: Boten aus dem Weltall

Kamerabilder, die zeigen, wie der Asteroid am Himmel verglüht, helfen zwar den Suchradius einzugrenzen, aber ob und wo genau Meteoriten auf die Erde aufgekommen sind, ist unklar. Denn die letzten etwa 20 Kilometer legt das Gestein quasi im Blindflug zurück, sagt Andreas Möller vom Verein Arbeitskreis Meteore.

"Der Meteor hat aufgehört zu leuchten, aber der Stein fällt noch auf die Erde. Man weiß nicht genau, wo der aufkommt."
Andreas Möller, Verein Arbeitskreis Meteore

Meteor bezeichnet eigentlich das sichtbare Glühen, also quasi eine Sternschnuppe. Doch dieses Glühen hält nicht bis zum Aufprall an. Außerdem kommt Wind hinzu, sodass sich auf den letzten Kilometern die Meteoriten auf der Fläche weit verstreuen können. "Diese Art Streufeld zu berechnen, ist aktuell der Knackpunkt, wo wir dran sind", sagt Andreas Möller. Auch er war schon am Sonntag unterwegs auf der Suche.

Der Asteroid hatte nach Expert*innenberechnungen einen Durchmesser von rund einem Meter, erklärt Dominik, aber "das meiste dürfte verglüht sein." Deswegen wird rund um Nennhausen jetzt nach Steinchen mit einem Gewicht zwischen ein bis zehn Gramm gesucht.

Checkliste für die Meteoriten-Suche

Die Frage ist: Wie unterscheidet sich so ein Meteorit überhaupt von einem herkömmlichen Stein? "Meteoriten sind schwerer als ein normaler Stein, ziemlich kompakt und massiv", sagt unser Reporter. Außerdem haben sie – werden sie nach der Landung frisch entdeckt – eine schwarze, glatte und matte Oberfläche. Die Universität Oldenburg hat weitere Informationen auf einer Checkliste zusammengestellt.

Ein weiteres Kennzeichen von Meteoriten ist, dass sie braun werden. Denn fast alle Meteoriten enthalten Eisen und Nickel. Das Eisen rostet und wird dann eben braun. Und: Sie sind magnetisch. Andreas Möller warnt aber davor, zum Checken einen Magneten zu nutzen. Denn dadurch gehen wissenschaftliche Daten verloren.

Meteoriten als Forschungsobjekte

Deshalb ist es auch wichtig, die Suche seriös anzugehen. Denn die Meteoriten sind wertvoll für die Forschung, so Dominik Peters. Vor allem, wenn sie bald nach dem Aufprall gefunden werden: "Dann sind sie noch nicht sehr stark kontaminiert." Damit lassen sich besser Rückschlüsse auf Bedingungen im All ziehen. Forschungsobjekte, die einfach so vom Himmel fallen – gratis!

"Das Geile ist: So ein Meteorit kommt quasi frei Haus. Du musst keine Rakete zum Mond schicken."
Dominik Peters, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

2019 wurde in Flensburg ein extrem seltener Meteorit gefunden. Bislang gibt es nur zwei weitere Meteoriten dieser Klasse, so Andreas Möller. "Der eine wurde von den Apollo-Astronauten auf dem Mond gefunden und der andere in der Antarktis." Für die Wissenschaft seien solche seltenen Funde wichtig: "Das ist für die Wissenschaft natürlich eine Art Goldtopf."

Solche Funde können auch für die Finder*innen eine Art Goldtopf sein. Denn: Meteoriten gehören den Finder*innen. "Wobei sich die Wissenschaft natürlich freut, wenn sie draufgucken darf", sagt Dominik Peters. Dennoch gibt es einen richtigen Markt für Meteoriten. Je nach Größe und Beschaffenheit, können sie richtig Geld bringen. Auch deshalb könnte es sich lohnen jetzt über die Felder rund um Nennhausen zu laufen mit den Augen nach unten.

Shownotes
Himmelskörper verglüht über Brandenburg
Die Meteoritensuche kann losgehen
vom 23. Januar 2024
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Dominik Peters, Deutschlandfunk Nova