Unser Spiegelbild mögen wir in der Regel lieber als ein Foto von uns, zum Beispiel ein Selfie. Manchmal ist es aber auch andersherum. Beides ist erklärbar.

Mögt ihr euer Gesicht lieber im Spiegel oder auf Fotos? Falls die Antwort "Spiegel" lautet, gibt es dafür ein paar Erklärungsansätze, zum Beispiel der Mere-Exposure-Effekt. Der besagt: Je mehr oder häufiger wir eine Sache wahrnehmen, desto positiver bewerten wir sie.

Und weil wir uns in der Regel einfach häufiger im Spiegel betrachten als auf Fotos (egal ob Selfies oder normale Fotos), ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir unser gespiegeltes Gesicht lieber mögen. Der Mere-Exposure-Effekt funktioniert übrigens auch bei Songs im Radio oder in der Werbung.

Ein Mann, einmal auf Foto normal, einmal gespiegelt
Dasselbe Gesicht sieht anders aus, wenn das Bild gespiegelt ist.

Falls wir uns dagegen auf Selfies und anderen Fotos lieber mögen und nur den Mere-Exposure-Effekt als Erklärung benutzen, könnte das heißen: Wir machen einfach sehr viele Fotos von uns selbst und gucken uns diese auch noch häufig an.

Zur Not: Beautyretusche und Bild spiegeln

Dafür, dass wir unser Spiegelbild in der Regel lieber mögen, sprechen aber noch weitere Phänomene:

  • Zum Beispiel sind wir auf Fotos absolut still, im Spiegel sehen wir immer leichte Bewegungen, was wir als angenehm empfinden.
  • Auch können wir uns beim Foto auf eventuell empfundene Fehler konzentrieren, etwa Pickel oder Falten.
"Dinge, die uns an uns selbst nicht gefallen, blendet unser Unterbewusstsein ganz gerne mal aus. Beim Foto klappt das nicht."
Dirk Jacobs, Fotograf

Fotograf Dirk Jacobs wendet auf Wunsch bei manchen Fotos die sogenannte Beautyretusche an. Sie umfasst zum Beispiel das Glätten der Haut, Entfernen von Pickeln und Abschwächen von Falten. In Extremfällen hilft sogar das Spiegeln des Bildes. Dann sieht sich der Fotografierte so wie im Spiegel - so wie meistens eben.

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Shownotes
Psychologie
Warum wir uns im Spiegel lieber mögen als auf Selfies
vom 19. Januar 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anna Kohn, Deutschlandfunk Nova