Trotz Corona sieht es an den Aktienmärkten gerade gut aus. Kredite bekommt man einfach, Geld leihen ist günstig. Anders als in der Finanzkrise 2008/2009 sind die Banken diesmal nicht das Problem, sondern sie halten die Wirtschaft mit Krediten am Laufen.

Seit der Finanzkrise 2008/2009 sind die Notenbanken im Krisenmodus. Billionen von Dollar, Euro und Yen wurden in die Finanzmärkte gepumpt, um das Finanzsystem vor dem erneuten Kollaps zu bewahren. Elf Jahre später, in der Corona-Krise, wurden und werden die Geldschleusen erneut weit geöffnet. Dieses Mal ist allerdings ein Virus die Ursache der Krise und nicht faule Kredite.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der Corona-Pandemie ein Krisenprogramm zum Kauf von Anleihen in Höhe von 1,85 Billionen Euro aufgelegt. Die Folge ist, dass es für die Staaten weiterhin richtig billig bleibt, sich in der Krise frisches Geld zu besorgen. Nur dann können die Regierungen ihrerseits mit Notprogrammen reagieren und versuchen, die eigene Wirtschaft abzufedern.

Die aktuelle Notenbankpolitik des "billigen Geldes" hat aber auch Nachteile: Wenn Geld leihen nichts kostet und Investoren keine Zinsen für ihr Geld bekommen, flüchten sie sich in andere Geldanlagen wie zum Beispiel Immobilien. Die Immobilienpreise steigen also immer weiter.

Drohende Pleitewelle

2021 droht eine Pleitewelle in der Wirtschaft. Denn vielen Betrieben geht es wegen der Corona-Krise nicht gut. Vor allem viele kleinere mittelständische Unternehmen werden es schwer haben, sagt Wirtschaftsjournalist Viktor Gojdka vom ARD-Börsenstudio: etwa das Restaurant oder der Wintersportladen um die Ecke. Wenn eine Bank an viele solcher Firmen Kredite vergeben hat, könnte das auch für sie zum Probleme werden.

Kreditgeber der kleinen Unternehmen und Mittelständler seien vor allem die Sparkassen, Volksbanken und auch die Commerzbank. Das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle hat bereits im Sommer davor gewarnt, dass die Volksbanken und Sparkassen besonders unter Druck geraten könnten.

"Vor allem die Sparkassen, Volksbanken und die Commerzbank haben Kredite an kleinere Unternehmen und Mittelständler vergeben."
Viktor Gojdka, ARD-Börsenstudio

Auch die Bundesbank hat ein Worst-Case-Szenario beschrieben, nach dem Banken in Schieflage geraten könnten. Wahrscheinlich ist eine Bankenkrise laut der Ratingagentur Moody's aber nicht, berichtet Viktor Gojdka. Man gehe aber mit Risiken ins Jahr 2021.

Mehr staatliche Aufsicht

Gut zehn Jahre nach der Finanzkrise hat sich im Bankensektor einiges verändert: Die Gesetzgeber haben den Banken klargemacht, dass sie ihre Risikopuffer hochfahren müssen, um für Krisensituationen besser gewappnet zu sein. Viele Banken haben deshalb auch 2020 vorsorglich Millionensummen zur Seite gelegt, falls Kredite ausfallen sollten – etwa die Genossenschaftsbanken, die Commerzbank oder die Deutsche Bank.

"Die staatliche Aufsicht ist viel strenger geworden. Da gibt es nun viele Gremien, die sich auf deutscher und europäischer Ebene mit Finanzrisiken auseinandersetzen und ganz genau hinschauen."
Viktor Gojdka, ARD-Börsenstudio
Shownotes
Wirtschaft im Krisenmodus
Wegen Corona: Notenbanken drucken fleißig Geld
vom 21. Dezember 2020
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Viktor Gojdka, ARD-Börsenstudio