Für ihre Masterarbeit ist Katharina Wilhelm nach Kenia gereist. Sie wollte erforschen, inwiefern Fußball dazu beitragen kann, Toleranz und Respekt zu stärken - was in Kenia eine besonders große Bedeutung hat.
Katharina Wilhelm ist Ethnologin und hat im Rahmen ihrer Masterarbeit in der kenianischen Stadt Juja geforscht – in der Nähe von Nairobi. Dafür hat sie dort vier Monate vom November 2017 bis Februar 2018 gelebt und viel Zeit beim Fußballspiel verbracht. Ihr Forschungsziel war im Rahmen eines sozialen Sportprojekts herauszufinden, ob mit dem Fußball bestimmte Werte wie Respekt, Disziplin und Toleranz vermittelt werden. Ihr Ergebnis: Es funktioniert.
Katharina forschte bei dem Fußballverein Nguvu Edu Sport. Gegründet hat ihn der deutsche Auswanderer und ehemalige Sportlehrer Lothar Firlej im Jahr 2014.
Ein Land und 43 Ethnien
Toleranz ist deswegen in Kenia von besonderer Bedeutung, weil 43 verschiedene Ethnien in dem Land leben, sagt Katharina. Schulen und Familien leisteten die Erziehung zur Toleranz nur begrenzt. Das liege auch daran, dass das tägliche Überleben bei vielen im Mittelpunkt stehe.
Für ihre Forschung wendete Katharina das Feldforschungsverfahren der teilnehmenden Beobachtung an. Katharina musste also mitspielen, um die Dynamiken innerhalb der Mannschaft zu verstehen.
Auch hat sie eine Vielzahl von Interviews geführt, auch mit der Familie der Spieler. Teils auf Englisch, teils auf Suaheli. Dieser Interviewteil macht etwa die Hälfte ihrer wissenschaftlichen Arbeit aus.
"Ich wollte mir anschauen, wie sich diese Werte im Leben der Projektteilnehmer im Leben abbilden und wie sie dann umgesetzt werden. Oder auch nicht."
Sie sagt, dass der Fußball bei der Erziehung zu Toleranz als Teamsport einige Vorteile biete. Ein Beispiel: Bei der Aufnahme neuer Kinder in die Mannschaft hat sie mehrfach beobachtet, dass die Ethnie des Kindes unbedeutend wird und hinter dem sportlichen Können zurücktritt.
Das Vereinsprojekt besteht aus der Fußballauswahlmannschaft, Ferienprogrammen, Arbeit mit Straßenkindern und einer Straßenfußballliga. Es konzentriert sich hauptsächlich auf den Slum-Stadtteil Gachororo. Dort herrschen ziemlich schlechte Lebensbedingungen.
"In dem Slum war dann auch meine Forschung hauptsächlich angesiedelt. Nur zum Schlafen bin ich zurück in die Uni gegangen."
Sie musste sich theoretisch vorbereiten – mit Fragebögen und umfassender Lektüre und ein Konzept erstellen. Und sie hat körperlich trainiert, weil sie ja mitspielen wollte.
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