355 Menschen sind im letzten Jahr in offenen Gewässern in Deutschland ertrunken. Die Zahlen steigen seit Jahren. Carsten Rosenberg, Strömungsretter der DLRG, erklärt, worauf wir beim Schwimmen achten sollten.

Die DLRG geht davon aus, dass sechs von zehn Kindern am Ende der Grundschulzeit keine sicheren Schwimmer*innen sind. Immer weniger Kinder lernen richtig schwimmen und bleiben im Laufe ihres Lebens unzureichende Schwimmer.

Das ist einer der Gründe, warum die Zahl der Badetoten zunehmend steigt. Die meisten Gefahrenquellen verstecken sich häufig unsichtbar in freien Gewässern wie Seen oder Flüssen.

Gefahrenquellen im See

  • Temperaturunterschiede: In Seen gibt es besonders starke Temperaturunterschiede, je nachdem, wo man sich im See befindet. Starke Temperaturunterschiede belasten das Herz-Kreislauf-System sehr intensiv.
  • Schneller Bodenverlust: Abbruchkanten unter Wasser sind für Nichtschwimmer oder schlechte Schwimmer häufig sehr gefährlich. Das bedeutet, nach einem Schritt in die falsche Richtung ist man möglicherweise komplett unter Wasser.
  • Strömungen und Strudel: Auch in Seen können Strömungen entstehen, zum Beispiel durch Wehre. Das Ablassen von Wasser kann eine schnelle Wasserbewegung zur Folge haben. Außerdem können Saugbagger für Strudel sorgen.
  • Pflanzen: Algen könne sich um die Beine schlingen und den Schwimmenden an Schwimmzügen hindern. Infolgedessen ist es möglich, dass Schwimmende in Panik geraten.

Gefahrenquellen im Fluss

  • Gegenstände: Bei starken Regenfällen werden Gegenstände, die am Ufer liegen, in den Fluss geschwemmt. Wenn man mit den Beinen weit im Wasser steht, können uns diese Gegenstände, die Unterwasser sind, treffen und aus dem Gleichgewicht bringen.
  • Strömungen: Bei Flüssen können – vor allem im Bereich der Fahrrinne – starke Strömungen entstehen. Aber auch durch die Gezeiten ist es möglich, dass besonders bei abfließendem Wasser eine plötzliche Strömung vorkommen kann.
  • Verkehr: Schiffe, die auf Flüssen fahren, haben einen mehrere Hundert Meter langen Bremsweg und können Menschen im Wasser oft gar nicht erkennen. Falls sie sie erkennen, ist es oft schon zu spät.
  • Sog: Ebenfalls saugen Schiffe das Wasser für den Antrieb an und es strömt hinten wieder heraus. Durch den Sog können Menschen unter das Schiff gesaugt werden.

Wenn wir dennoch in offenen Gewässern baden wollen, rät die DLRG dazu, nur in bewachten Abschnitten schwimmen zu gehen. Außerdem ist es zusätzlich wichtig, sich beim Schwimmen an die Baderegeln zu halten. Dazu gehört unter anderem, nicht mit vollem Magen zu baden oder sich vorher kalt abzuduschen.

"Grundsätzlich gilt: Bewachte Gewässer gelten als sichere Gewässer."
Carsten Rosenberg, Strömungsretter der DLRG

Besonders wichtig, sagt Carsten Rosenberg von der DLRG ist es, seine eigene Kraft oder Schwimmfähigkeit richtig einzuschätzen. Daran würde es in letzter Zeit sehr stark bei den Menschen mangeln.

Im Notfall helfen

Im Notfall ist es wichtig, niemals direkt hinter her zu springen. Zuerst sollte man einen Notruf absetzen und den Instruktionen folgen.

Hilfe am See: Wenn ein Mensch zu ertrinken droht, ist es wichtig, selbst die eigenen Schwimmfähigkeiten einschätzen zu können. Ertrinkende tendieren auch häufig dazu, ihre Retter*innen aus Panik unter Wasser zu drücken.

Frank Zantis, DLRG
"Am besten die Person beobachten und signalisieren, dass man Hilfe gerufen hat."

Hilfe am Fluss: Am Fluss ist es besonders wichtig, nicht ins Wasser zu gehen, um die Person zu retten. Ein langer Stock, ein Tau oder Ähnliches kann zur Hilfe genommen werden, um vom Ufer aus zu helfen, sagt Frank Zantis von der DLRG. Wenn genug Menschen um einen herum sind, dann ist es auch möglich, eine Menschenkette zu bilden, um eine Person aus dem Fluss zu ziehen.

Shownotes
Baden
Sicher Schwimmen in offenen Gewässern
vom 18. Juli 2023
Moderator: 
Christoph Sterz
Experte: 
Carsten Rosenberg, Strömungsretter der DLRG