So klein und so wertvoll: Bienen übernehmen einen wichtigen Job – sie bestäuben Obstbäume, Kultur- und Wildpflanzen. In Geld übersetzt wird diese Bestäubungsleistung auf 250 Milliarden Euro weltweit geschätzt, Jahr für Jahr. Wenn Bienen und andere Insekten verschwinden, betrifft das uns alle. Die Biologin Alexandra-Maria Klein erklärt in diesem Vortrag die Zusammenhänge. Und: Was wir gegen das Bienen- und Insektensterben tun können.
Immer mehr Studien mit immer ähnlich erschreckenden Befunden: Bienen werden weniger. Und zwar sowohl die, die von Imkern kultiviert werden, als auch die Wildbienen, die in der Debatte seltener vorkommen. Auch deren Bestäubungsleistungen sollten wir nicht unterschätzen, meint die Biologin Alexandra-Maria Klein.
Insektensterben: Bestäuber brauchen biologische Nischen
Immerhin gibt es allein in Deutschland 570 Wildbienen-Arten, weltweit um die 20.000. Mörtelbiene, Mauerbiene, Kegelbiene, Efeuseidenbiene, Gartenwollbiene und viele Arten mehr besetzen auf perfekte Art und Weise ihre jeweiligen ökologischen Nischen.
"Es gibt jetzt Studien, die zeigen: Wenn ein Insektizid und ein Fungizid zusammen ausgebracht werden, dann interagieren die und haben einen noch stärkeren Effekt."
Wenn die ökologischen Nischen verschwinden, haben die Bestäuber keine Chance. Ressourcen, Monokulturen, Klimawandel, Insektizide, Pestizide – Wir nehmen vielfältigen Einfluss auf das Leben dieser und anderer Insekten. Alexandra-Maria Klein erforscht, wie sich das auswirkt. Und wie kleinteilig die Zusammenhänge oftmals sind.
"Wir haben ganz starke Belege dafür, dass die umgebende Landschaft einen Einfluss auf unsere Insekten hat. Ohne Naturhabitat geht es gar nicht."
Die Biologin selbst hat die Bestäubungsleistung von Wild- und Honigbiene in Kalifornien erforscht - in riesigen Monokulturen: den Mandel-Plantagen. Sie gibt in ihrem Vortrag einen Überblick über die Studienlage. Und sie beschreibt, was sich ändern muss.
"Das Wichtigste ist: Wenn wir die Ressourcen wegnehmen – für die Bienen, für die Insekten – dann können sie nicht überleben."
Alexandra-Maria Klein ist Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 2007 und 2008 – also kurz nachdem das Bienensterben zum Medienthema wurde – war sie als Visiting Researcher an der University of California in Berkeley. Ihren Vortrag mit dem Titel "Bienensterben? Insektensterben? Wer stirbt wirklich – und warum?" hat sie auf Einladung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung am 31. Oktober 2018 in Frankfurt am Main im Rahmen der Vortragsreihe "Bedrohte Vielfalt – Der Artenschwund und seine Folgen" gehalten.
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