Seit Anfang 2019 befindet sich die chinesische Raumsonde Chang'e 4 mit dem Rover Yutu-2 auf der Rückseite des Mondes. Zeit für einen Zwischenstand: Astrophysiker Dirk Lorenzen erklärt, was die chinesischen Forscherinnen und Forscher bereits herausfinden konnten und welche Experimente sie noch vorhaben.
Bis Ende Februar ist erst mal Winterschlaf angesagt: Denn die chinesische Raumsonde Chang'e 4 und der Rover Yutu-2 befinden sich auf der Mondrückseite – und da ist gerade bitterkalte und dunkle Nacht.
"Für Yutu-2 und Chang'e 4 ist es keine dunkle Seite – es ist einfach nur eine Rückseite."
Der Mond zeigt der Erde nur eine Seite – aber auf Rück- und Vorderseite des Mondes ist es gleich oft hell und dunkel: Wenn wir auf der Erde Vollmond haben, ist es auf der Rückseite alles dunkel. Haben wir Neumond, ist es auf der Mondrückseite hell.
Bedingungen auf dem Mond fordern Technik von Yutu-2
So eine Mondnacht dauert lange: rund 14 Erdentage. Dann gibt es keinen Strahlen Sonne und es kühlt extrem ab. In der ersten Mondnacht, die Chang'e 4 und Yutu-2 auf dem Mond verbracht haben, sind die Temperaturen zum Beispiel auf Minus 190 Grad Celsius gesunken. Das war kälter, als die Forscher erwartet hatten, sagt Dirk Lorenzen.
"Bei Yutu-2 wird es so sein: Der wird nicht allzu viele Nächte überleben."
Der Mondtag dauert genauso lange wie die Mondnacht. Dann kann es mehr als 100 Grad Celsius heiß werden. Das bedeutet also: Die Raumsonde und der Rover sind extremen Wetterbedingungen ausgesetzt. Dabei ist Chang'e 4 nicht das Problem, sondern der Rover Yutu-2, so Dirk Lorenzen. Denn in Yutu-2 sei viel Mechanik und er müsse herumfahren – daher sei er anfälliger.
Fotos, Experimente und ein Gewächshaus auf dem Mond
Seit rund sechs Wochen fährt Yutu-2 nun schon über den Mond. Mit dem Rover und der Raumsonde Chang'e 4 erfassen die chinesischen Forscher Daten und experimentieren. Yutu-2 und Chang'e 4 machen beispielsweise Fotos von der Umgebung und sich und liefern so Erkenntnisse über die Mondlandschaft.
Außerdem gibt es wissenschaftliche Instrumente an Bord: Damit kann unter anderem gemessen werden, welche Strahlenbelastung auf dem Mond herrscht – für den Fall, dass Astronauten auf die Rückseite des Mondes kommen. Auch der Boden wird analysiert. Die Forscher wollen wissen, welche Stoffe er enthält und ob zum Beispiel Wasser enthalten ist.
"Offenbar ist dieses Gewächshaus nicht beheizbar, wie es mal hieß. Das heißt, diese Pflanzen sind gekeimt und in der ersten Nacht gleich erfroren."
Und es gibt sogar ein Gewächshaus: Darin hatten die Forscher zum Beispiel Samen von Baumwolle und Kartoffel ausgesät. Die Chinesen teilten erst mit, dass diese Samen auch gekeimt sind – aber da das Gewächshaus nicht beheizt war, sind die Pflanzen in der ersten Nacht gestorben, sagt Dirk Lorenzen. Allgemein gebe es aber noch keine finalen Erkenntnisse, denn einige Experimente liefen gerade oder stünden noch an – manche Instrumente würden jetzt erst in Betrieb genommen.
Weltraummacht China
China gehört mittlerweile zu den großen Weltraummächten, sagt Dirk Lorenzen. Und der Mond scheint interessant für China: Chang'e 4 ist, wie der Name vermuten lässt, schon die vierte Mission zum Mond.
"China ist hier in der Champions-League. Sie könnten einen ganz großen Schritt zum Ende des Jahres machen: Dann könnte Chang'e 5 folgen."
Und China will weiter auf dem Mond forschen: Die Mondexkursion von Chang'e 5 ist schon für Ende 2019 geplant. Chang'e 5 soll auf der Mondvorderseite landen und später zur Erde zurückkommen – mit Bodenproben. Das hat es zuletzt in den 70er Jahren gegeben, als sowjetische Luna-Missionen die Materialien vom Mond zur Erde gebracht haben.
Dirk Lorenzen sagt auch, dass man China bei künftigen bemannten Missionen zum Mond sicherlich beteiligen müsse. Dann könne man China nicht mehr ausschließen, wie das bisher bei der Internationalen Raumstation geschehe.
- Harald Lesch – Chinas Mondlandung ist "Kein Durchbruch" | Nach Russland, den USA und Indien hat nun auch die chinesische Raumfahrt den Mond erreicht – mit der Sonde Chang'e 4 und ohne Astronauten. Für den Astrophysiker Harald Lesch ist das der entscheidende Punkt.