Erwartet worden war es als das Videospiel des Jahres 2020. Doch die Enttäuschung ist groß: Trotz jahrelanger Entwicklung gibt es im Action-Rollenspiel "Cyberpunk 2077" eine Menge Pannen und Fehler. Investoren erwägen jetzt sogar eine Klage gegen die Entwickler.

Angekündigt worden war das Game in der düsteren Science-Fiction-Welt schon vor acht Jahren, veröffentlicht wurde es dann am 10. Dezember. Seitdem häufen sich die Meldungen über Bugs. Und mit jedem Tag, der vergeht, verstärkt sich der Eindruck, dass es schlimmer wird, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll.

"Das Problem ist die Fehleranfälligkeit des Spiels auf Konsolen."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Auf Konsolen macht das Spiel massive Probleme. Deshalb hat Sony am 18. Dezember die Reißleine gezogen: Nur eine Woche nach dem Marktstart wurde Cyberpunk wieder aus dem Playstation-Store entfernt. Für Sony-Geräte kann es also gerade nicht mehr digital gekauft werden – und das mitten im Weihnachtsgeschäft.

Massive Bugs

Die User regen sich zum einen über massive Grafikfehler auf – Figuren oder Autos bewegen sich etwa durch Wände hindurch, als wären die nicht da. Aber auch regelmäßige Komplettabstürze des Spiels werden bemängelt.

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Außerdem gibt es Probleme mit der Speicherung des Spielstands: Wird die Datei zu groß, ist sie unbrauchbar. Die Investoren sind richtig sauer über all diese Fehlermeldungen. Derzeit prüfen mehrere Anwälte Klagen gegen das Entwicklerstudio, die polnische Herstellerfirma "CD Projekt Red". Der Vorwurf: Die Herstellerfirma habe den Status des Spiels falsch dargestellt.

"Im übertragenen Sinne könnte man sagen: Die Spieleentwickler haben ein Auto auf den Markt geworfen ohne Motor."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Bei der Spielentwicklung hat es immer wieder Verzögerungen gegeben und es wurde später als geplant veröffentlicht.

Börsenkurs der Entwickler rauscht ab

Das Desaster lässt sich auch am Börsenkurs des Entwicklerstudios ablesen: Im Frühjahr wurde "CD Projekt Red" noch mit neun Milliarden US-Dollar bewertet – damit war es das wertvollste europäische Unternehmen in der Spielebranche. Nach dem verpatzten Start von Cyberpunk ist die Aktie zwischenzeitlich um mehr als 40 Prozent gefallen. Hier wurde viel Geld verloren – und das gefällt den Investoren natürlich gar nicht.

Die Entwickler haben um Entschuldigung gebeten und einige Fehler mit einem ersten Patch behoben. Bis Februar 2021 sollen neue Versionen erscheinen, die die großen Probleme mit der Playstation und der Xbox One beheben. Derzeit kann jeder Käufer einer Konsolenversion das Spiel umtauschen – und auf die neue Version hoffen. Ein Durchschnaufen wird es für die polnische Herstellerfirma über Weihnachten also kaum geben – und das, obwohl zuletzt Berichte über stark überlastete Entwickler des Unternehmens aufgetaucht sind.

Konsolenhersteller müssen Spiele zertifizieren

Auch wenn die Debatte gerade laufe: Die Schuld auf die Konsolenhersteller Sony und Microsoft abzuwälzen, weil diese ja jedes Spiel zertifizieren müssen, bringt nichts.

Zertifizierung bedeute, dass das Spiel keine Regeln oder Schutzrechte verletzt oder die Fähigkeit der Konsole beeinträchtigt. Ob das Game sauber programmiert ist und es keine grafischen oder anderen Fehler gibt, wird damit nicht überprüft, sagt Rami Ismail dazu, der Leiter der Videospielkonferenz gamedev.world.

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Bis zum Release waren die Cyberpunk-Kritiken ziemlich gut. Seit Monaten wurde da an einem Hype gearbeitet, sagt Andreas Noll.

Spieletester haben vor allem am PC gezockt

Auch nach dem 10. Dezember waren sie noch überwiegend positiv. Nur am Rande wurde dabei aber bemerkt, dass die Tester das Spiel vor allem am PC ausprobiert haben – wie von der Herstellerfirma verlangt. Und dort läuft Cyberpunk auch tatsächlich weitgehend reibungslos.

Natürlich wirft diese Lücke auch kein gutes Licht auf die Tester. Zum Jahresausklang sind also viele Beteiligte rund um Cyberpunk beschädigt. Auch die Beteiligung von Keanu Reeves konnte diese Pannenserie nicht übertünchen.

Shownotes
Verbitterung und Frust der Gamer
"Cyberpunk 2077": Investoren drohen mit Sammelklage
vom 22. Dezember 2020
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter