Die Stadt Düsseldorf will testweise an mehreren Stellen eine Fahrspur für den normalen Autoverkehr sperren und dafür eine Umweltspur einrichten. Damit soll das drohende Dieselfahrverbot vermieden werden. Auf der Sonderspur sollen nur Busse, Fahrräder, Taxen und E-Autos fahren dürfen. Kritiker bezweifeln allerdings, ob das wirklich umweltfreundlicher ist.
Die Idee der Stadt Düsseldorf klingt plausibel: Es sollen weniger Autos in der Innenstadt fahren. Autofahrern soll eine Spur genommen und Platz für Verkehrsmittel geschaffen werden, von denen man mehr haben will: Busse, Taxen, E-Autos und Fahrräder.
Dadurch soll die durch den motorisierten Verkehr verursachte Schadstoffbelastung eingedämmt werden. Kritiker bezweifeln das aber. Sie befürchten, dass sich der Verkehrs nur räumlich verlagert und staut.
"Kritiker zweifeln an, dass Umweltspuren wirklich zu weniger Verkehr und besserer Luft führt. Sie sagen, dass sich der Verkehr innerhalb der Stadt nur verlagert und mehr Staus verursacht würden."
Außerdem bräuchte es gute Park-and-Ride-Möglichkeiten, damit die Leute auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, und die gebe es noch nicht, so weitere Bedenken.
In Berlin, Münster und Mannheim laufen bereits ähnliche Konzepte. Auch in Bielefeld wurde im August 2018 an einer stark befahrenen Innenstadtkreuzung eine Umweltspur eingeführt. Laut dem Grünen-Politiker Gerald Gutwald soll die gemessene Stickoxidkonzentration an der Messstation in der Innenstadt im ersten Monat von 40 Mikrogramm immerhin auf 36 Mikrogramm gesunken sein. Allerdings wurde in der Zone auch Tempo 30 eingeführt. Auch das kann ein Grund für eine geringere Schadstoffkonzentration sein.
Fahrrad und Bus vertragen sich eigentlich nicht
Befürworter von Umweltspuren verweisen oft auf fahrradfreundliche Städte wie Kopenhagen, das dänische El Dorado für den Radverkehr. Allerdings sei das etwas irreführend, sagt unsere Reporterin. Denn das Erfolgskonzept von Kopenhagen sind nicht von Bussen und Radfahrern geteilte Spuren, sondern die vielen separaten breiten Fahrradwege mit grüner Welle, die die Stadt durchziehen. Busse und Radfahrer auf einer Spur sind problematisch, sagt Verena von Keitz.
"Eigentlich passen Busse und Radfahrer gar nicht gut zusammen auf einer Spur, weil die oft zu schmal sind, als dass der Bus die Radler mit gutem Abstand überholen kann."
Solche gemeinsam genutzten Spuren sind oft zu schmal, als dass ein Bus einen Fahrradfahrer gut überholen kann. Die National Association of City Transportation Officials, die sich für eine Verkehrswende in den USA einsetzt, hält diese geteilten Spuren nur da für sinnvoll, wo die Fahrgeschwindigkeit insgesamt gering ist, wo wenig Busse fahren und wo es keine Möglichkeit gibt, getrennte Radwege anzulegen. Um mehr Fahrradfahrer auf die Straße zu kriegen rät der Mobilitätsexperte Michael Wexler Städten, separate Fahrradwege zu bauen.
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