Florentin ist 19 Jahre alt und wohnt in Freiburg, er macht eine Ausbildung zum Klempner. Im Moment verdient er wenig Geld, aber in Zukunft wird er sich nicht um Arbeit sorgen müssen. Denn: Er ist nur noch einer von wenigen, die diesen Lehrberuf wählen.

Deutschland hat zu wenig Handwerker – schätzungsweise fehlen 200.000 bis 250.000 Handwerker. Vor Kurzem warnte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, noch vor längeren Wartezeiten für Kundinnen. Ein wichtiger Grund sei der fehlende Nachwuchs. Jedes Jahr bleiben 15.000 bis 20.000 Ausbildungs- und Lehrstellen unbesetzt, so Hans Peter Wollseifer.

Der Freiburger Florentin Kadrijaj aber hat sich für einen Handwerksberuf entschieden. Florentin will Klempner werden und macht zusammen mit drei anderen Lehrlingen eine Ausbildung in einem Sanitärbetrieb. Während seiner Ausbildung muss er mit wenig Geld auskommen. Im ersten Lehrjahr verdient er rund 660 Euro brutto, im zweiten sind es 690 Euro. Florentin sagt, es sei besser als nichts. Er lebt noch bei seinem Vater, kann zuhause essen. Dafür muss er aber Miete zahlen und hat ein Auto. Viel bleibt ihm nicht übrig am Monatsende.

"Das ist eigentlich nur ein 30-Euro-Sprung. Aber besser als nichts."
Florentin, 19, Auszubildender
Auszubildender Klempner bei der Arbeit
© Deutschlandfunk Nova | Florian Rappaport
Florentin Kadrijaj, 19, wohnt in Freiburg und ist Auszubildender

Die geringe Bezahlung sei ein Grund, warum Ausbildungen in den letzten Jahren unattraktiver geworden sind, sagt auch der Präsident der Freiburger Handwerkskammer, Johannes Ullrich. Er ist selbst Malermeister und glaubt, dass im Bereich des Handwerks in den letzten Jahren viele Fehler gemacht wurden. Zum Teil seien die Auszubildenden auch als billige Arbeitskraft ausgenutzt worden. Das gäbe es immer noch, aber viele Betriebe würden die Ausbildung auch sehr ernst nehmen und sich um ihre Auszubildenden kümmern.

"Uns fehlen Auszubildende. Sehr viele. Es ist enorm. Das Handwerk hat die letzten Jahrzehnte Fehler gemacht in der Ausbildung, muss man ganz klar sehen."
Johannes Ullrich, Malermeister und Präsident der Freiburger Handwerkskammer
Mann steht in Gang.
© Deutschlandfunk Nova | Florian Rappaport
Johannes Ullrich, Malermeister und Präsident der Freiburger Handwerkskammer

Gute Betreuung, besseres Gehalt und kürzere Ausbildungsdauer können Anreize sein

In Florentins Betrieb sind alle vier Ausbildungsstellen besetzt. Sanitär Kuhn heißt die Firma - ein Familienbetrieb. Inke Kuhn, die sich um die gesamte Organisation kümmert, sagt, für sie seien die Azubis keine billigen Arbeitskräfte. Sie sollen etwas lernen und bekommen bei Bedarf auch Nachhilfeunterricht. Die Meister würden sich wirklich Zeit für die Lehrlinge nehmen.

"Es ist halt nicht nur so, dass der Hof gekehrt und das Laub gesammelt wird, sondern die sollen selbstständig mitdenken und mitarbeiten."
Inke Kuhn, Ausbildungsbetrieb Sanitär Kuhn

Trotzdem braucht es langfristig weitere Anreize; wie zum Beispiel eine bessere Bezahlung während der Ausbildung, sagt Johannes Ullrich. Das sei eine Schraube, an der gedreht werden müsse, was aber nur vorsichtig geschehen würde.

"Eine höhere Bezahlung in der Ausbildung ist seit vielen Jahren ein Thema. Meine persönliche Meinung ist die, dass, um das Handwerk attraktiver zu machen, an dieser Schraube gedreht werden muss."
Johannes Ullrich, Malermeister und Präsident der Freiburger Handwerkskammer

Eine andere Schraube könnte die Dauer der Ausbildung sein. Florentins Ausbildung dauert beispielsweise dreieinhalb Jahre, dann ist er Anlagenmechaniker für Heizung, Sanitär- und Klimatechnik. Es gibt schon Möglichkeiten, diese Ausbildung auf eineinhalb Jahre zu verkürzen. Gleichzeitig sagt Inke Kuhn, dass die Ausbildung aber auch anspruchsvoll geworden sei.

"Für mich sind es drei Berufe eigentlich, die man da lernt. Der Installateur, der Bäder baut, der Heizungsbauer – war ja früher ein eigener Beruf. Und inzwischen die neuen Energien."
Inke Kuhn, Ausbildungsbetrieb Sanitär Kuhn
Frau sitzt vor Computer.
© Deutschlandfunk Nova | Florian Rappaport
Inke Kuhn, Ausbildungsbetrieb Sanitär Kuhn

Andere Betriebe bezahlen den Auszubildenden sogar den Führerschein oder lassen sie ein Geschäftsfahrzeug nutzen, erzählt Johannes Ullrich. Für Florentin, ist vor allem das Gehalt ein Thema. Die Ausbildung will er gar nicht verkürzen. Aber ein bisschen mehr Geld im Monat, das wär schon was.


Mehr zum Thema:

Shownotes
Fehlender Nachwuchs im Handwerk
Mehr Anreize für Azubis setzen
vom 23. Juli 2018
Autor: 
Florian Rappaport, Deutschlandfunk-Nova-Reporter