Wie wir in der Küche arbeiten, kochen und abspülen, lässt sich klimafreundlicher gestalten. Ein Forschungsprojekt hat Tipps für Schulküchen entwickelt, viele davon lassen sich auch auf den Heimgebrauch übertragen.
Wie gut oder schlecht es in der Kantine schmeckt: Riesenthema. Worüber sich aber auch ein Gespräch lohnen würde: Wie kann man Küchen eigentlich klimafreundlicher machen? Ein Forschungsprojekt des Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) hat genau das untersucht, und zwar anhand von Schulküchen. Michael Scharp, Projektinitiator von "KEEKS – Klimafreundliche Schulküchen", sagt aber, die Erkenntnisse kann man auf Küchen aller Art übertragen. Auch auf unsere Küche zuhause.
Weniger abspülen und Müll vermeiden
Michael Scharp nennt vier Felder, die für unsere Klimabilanz in der Küche relevant sind und auf denen sich noch einiges optimieren lässt: Technik, Lebensmittel, Verhalten und Abfall.
In Sachen Technik hat Scharp, der im Rahmen des Projekts auch Schulen besucht hat, den Hinweis, bei Elektrogeräten unbedingt auf die Klimaeffizienzklasse zu schauen. Bei seinen Besuchen hat er nämlich so manche Monstrosität entdeckt. Beispielsweise den nur mittelgroßen Kühlschrank, der aber einen ähnlichen Verbrauch hat wie sonst ein ganzes Einfamilienhaus. Hier lohnt dann vielleicht auch ein Blick in die WG-Küche, ob sich dort nicht auch Großgeräte-Oldtimer (Kühlschrank, Spülmaschine, Backofen) verstecken.
"Wir haben Gefriergeräte gefunden, die fast 4000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht haben. In etwa so viel, wie ein ganzes Einfamilienhaus mit einer vierköpfigen Familie."
Auch beim Thema Lebensmittel empfiehlt Michael Scharp, sich damit auseinanderzusetzen, welche Produkte verarbeitet werden (Mehr zur Klimabilanz von Lebensmittel beispielsweise hier). Nicht gut falle die Klimabilanz von Rindfleisch aus, das liege vor allem am Methanausstoß der Tiere über einen recht langen Lebenszyklus. Daher empfiehlt Scharp, auf Rindfleisch zu verzichten.
"Der größte Teil der Klimaemission in der Küche kommt durch die Lebensmittel zustande. Durch das, was wir einkaufen."
Positiv auf die CO2-Bilanz würde sich auswirken, generell auf Fleisch zu verzichten oder den Fleischkonsum zu reduzieren und dann beispielsweise auf Geflügel umzusteigen. Dabei sei ein genauer Blick auf die Herstellungsumstände und Qualität wichtig, sagt Scharp: "Auch hier darauf achten, woher kommen Huhn und Pute. Die absolute Massentierhaltung, die muss einfach nicht sein."
Ein wichtiger Punkt ist auch das Thema Müllvermeidung und Recycling. Zwar gebe es bei Großküchen, also in Kantinen, Restaurants oder bei Caterern, Regelungen dazu, ein größeres Bewusstsein für das Thema könnte sich aber positiv auswirken. "Es ist natürlich ein Unterschied, ob ich zuhause koche. Da hat man eine größere Sensibilität für das, was man wegschmeißt oder nicht."
40 Prozent Treibhausgase einsparen
Das Diskussionsthema überhaupt: Spülverhalten. Kantinen können hier ihr Verhalten noch optimieren. Auch, wenn hier sehr viel und intensiv gespült werden muss, lässt sich hier einiges tun. Genauso wie im Singlehaushalt oder in der WG. Michael Scharp sagt, wir sollten effizienter spülen und nicht zu oft (auch nicht mit einem Sparprogamm beim Geschirrspüler): "Nicht anschmeißen, wenn die Spülmaschine zu einem Drittel voll ist."
"Eine Spülmaschine solle möglichst voll sein. Und wenn das Geschirr da mal drei Tage drin steht, davon geht die Welt nicht unter."
Das Projekt von Michael Scharp hat insgesamt 22 Tipps für Schulkantinen entwickelt. Jetzt bietet das Projektteam von "KEEKS – Klimafreundliche Schulküchen" Kurse für Schulküchen an. Denn nach den Tests des Forscherteams könnten mit diesen einfachen Tipps um 40 Prozent der Treibhausgase eingespart werden. Für ihre Arbeit wurde das Team auf der UN-Klimaschutzkonferenz in New York ausgezeichnet.
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