Weltweit sterben schätzungsweise 250.000 Kinder pro Jahr, weil sie mit gefälschten oder unwirksamen Medikamenten behandelt wurden. US-Forscher haben den Missstand untersucht und warnen vor dem Gesundheitsrisiko.
Antibiotika, Krebsmedikament und Viagra - weltweit gibt es einen großen illegalen Markt, der mit gefälschten Medikamenten handelt und viel Geld damit verdient. Besonders in Ländern, in denen das Gesundheitssystem unterfinanziert ist, gibt es Todesfälle bei Kindern, die mit wirkungslosen Medikamenten behandelt wurden.
US-Mediziner verschiedener Universitäten und Behörden und Mitarbeiter des Pharmaunternehmens Pfizer haben diesen Missstand untersucht und warnen vor der Gefahr durch gefälschte oder unwirksamen Medikamente.
In acht afrikanischen Ländern wurden beispielsweise über mehrere Jahre über 300.000 Packungen mit Malariamedikamenten getestet. Dabei stellten die Forscher fest, dass davon nur 24 Prozent den Standards der Weltgesundheitsorganisation entsprachen.
"Das Pharmaunternehmen Pfizer führte weltweit Qualitätskontrollen durch. Die haben im vergangenen Jahr in 113 Ländern fast hundert der eigenen Produkte gefunden, die gefälscht waren."
Es gibt zwei Ursachen, weshalb Medikamente unwirksam sein können:
- Der Hersteller macht einen Fehler oder geht nicht sorgfältig genug vor: Die Tabletten können beispielsweise zu alt und die Haltbarkeit dadurch bereits abgelaufen sein, oder die Wirkung lässt nach, weil die Kühlkette unterbrochen wurde. In Deutschland kommt das eher selten vor, weil die Kontrollen ziemlich streng sind.
- Medikamente werden bewusst gefälscht. Vor allem kriminelle Organisationen und Terrorgruppierungen handeln mit Plagiaten.
Viagra, Krebsmedikamente oder Antibiotika
Insbesondere teure Medikamente werden oft gefälscht. Viel Geld wird mit Viagra-Plagiaten eingenommen. Auch Antibiotika, Medikamente gegen Herzerkrankungen, Krebs oder Malaria zählen zu den Arzneimitteln, die oft gefälscht werden. Bei der letzten europaweiten Razzia im vergangenen Herbst sind Medikamente im Wert von 168 Millionen Euro sichergestellt worden.
Track-and-Trace-System zur Überprüfung von Medikamenten
Die Wissenschaftler, die vor den Gesundheitsgefahren durch gefälschte Heilmittel warnen, fordern eine globale Vernetzung von Medikamentenherstellern und -vertreibern. Sie empfehlen ein Track-und-Trace-System, mit dem man lückenlos nachvollziehen kann, woher das Medikament stammt und welchen Weg es genommen hat. Das hilft dabei herauszufinden, ob es sich um ein echtes Arzneimittel oder eine Fälschung handelt.
"Die meisten der gefälschten Medikamente, die in den afrikanischen Ländern gefunden wurden, kommen aus China und Indien. Da ist das Panschen von Arzneimitteln teilweise nicht einmal strafbar."
Außerdem fordern die Wissenschaftler, dass die Weltgesundheitsorganisation das Problem aktiver angeht und die Vereinten Nationen Medikamentensicherheit zu einem ihrer Ziele erklären sollte. Die Forschenden kritisieren zum Beispiel auch, dass die Strafen für das Fälschen zu gering sind und hochgesetzt werden sollten.
Verschiedene Länder müssen zusammenarbeiten
90 Prozent der weltweit verkauften Antibiotika kommen mittlerweile aus China oder Indien. Zugleich kommen auch die meisten Plagiate aus diesen Ländern. Und zum Teil ist es in diesen Ländern noch nicht einmal strafbar, Arzeimittel zu plagiieren. Auch deutsche Pharmaunternehmen lassen in diesen Ländern produzieren. Die Forscher wollen, dass das gesamte System transparenter wird, und dass die hohen westlichen Standards zum Schutz der Patienten überall durchgesetzt werden.
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