Katzen gelten als die Egomaninnen unter den Haustieren. Nein, wir Menschen unterschätzen ihre Bindungsfähigkeit, haben drei Forscherinnen herausgefunden. Spiel und Routine können diese Bindung vertiefen.

Unterkühlt, eigenwillig und undurchschaubar: Diese Eigenschaften werden gemeinhin Hauskatzen zugeschrieben, insbesondere im Vergleich mit Hunden. Nein, Hauskatzen binden sich emotional an Menschen, das machen Kristyn R. Vitale, Alexandra C. Behnke und Monique A.R. Udell schon mit dem Titel ihres Papers klar. Es heißt: "Attachment bonds between domestic cats and humans". In Versuchen haben die Forscherinnen der Oregon State University dieses Bindungsverhalten bei über sechzig Prozent der Hauskatzen nachgewiesen.

Bindungstest für Hauskatzen

Dazu haben sie einen Bindungstest durchgeführt, der auch bei Primaten und Hunden verwendet wird. Sie haben beobachtet, wie Katzen reagieren, die zunächst mit ihrer Bezugsperson zwei Minuten lang in einem Raum untergebracht sind, dann zwei Minuten allein gelassen werden und dann wieder gemeinsam im Raum sind.

"Mehr als sechzig Prozent der Katzen zeigen eine gefestigte Bindung. Sie waren beim Verlassen des Zimmers nervöser oder aufgeregt als vorher."
Martin Schütz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter
Dieses Ergebnis ist deswegen eine Neuigkeit, weil die Beziehung zwischen Menschen und Katzen bei Weitem nicht so gut erforscht sei, wie beispielsweise zwischen Hund und Mensch. Es gebe Katzen gegenüber noch Vorurteile oder recht weit verbreitetes Unwissen, vermuten die Forscherinnen.

Bindungstraining für Katzen

Anzeichen einer Bindung ist bei Katzen, wenn sie Körperkontakt suchen, wenn sie ankommen und dem Menschen um die Beine streicht. Diese Bindung lasse sich trainieren, sagt Sandra Meyer. Die Katzenverhaltensberaterin und Katzensitterin rät dazu, mit der Katze zu spielen. Das Spielen ist wichtig, damit Aggressionen abgebaut werden können.

"Wenn der Mensch täglich zweimal am Tag mindestens 20 Minuten intensiv mit der Katze spielt, dann baut das eine Beziehung zwischen Mensch und Katze auf."
Sandra Meyer, Katzenverhaltensberaterin und Katzensitterin

Katzenhalterinnen und Katzenhalter bedienten dieses Spielbedürfnis im Vergleich mit Hundehaltenden seltener. Katzen haben den Ruf, außer Futter keine Bedürfnisse zu haben, dabei müssten Menschen wirklich Zeit in ihre Katzen investieren, wenn sie eine enge Beziehung zum Tier aufbauen möchten. Wiederholungen und Routinen spielen dabei eine wichtige Rolle, bestätigt Sandra Meyer.

"Katzen lieben Rituale. Die Fernsehstunde abends. Katzen genießen, wenn das so dudelt. Oder morgens dieses Fütterungsritual."
Sandra Meyer, Katzenverhaltensberaterin und Katzensitterin

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Haustiere haben Gefühle
Katzen mögen uns vielleicht doch
vom 28. September 2021
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Martin Schütz, Deutschlandfunk-Nova-Reporter