Tierfutter besteht oft aus Fischmehl und Soja. Das ist ein ökologisches Problem. Insekten sind eine vielversprechende Alternative, sagt der Lebensmitteltechnologe Rainer Benning.
Insekten könnten in Zukunft als wichtigstes Futter für Schweine und Hühner dienen. Verschiedene Forschungseinrichtungen arbeiten bereits an möglichst effizienten Konzepten, Insekten massenhaft zu züchten und zu Tierfutter zu verarbeiten.
Insekten als Tierfutter: "Großes ökologisches Potential"
Auch Rainer Benning, Professor für Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Bremerhaven, forscht auf dem Gebiet - gemeinsam mit der Uni Göttingen, der Uni Erlangen und dem Forschungsinstitut Futtermitteltechnik (IFF). Er sieht ein großes ökologisches Potential in Insekten als Proteinlieferant für Nutztiere und ist überzeugt: Insektenmehl als Tierfutter kann nicht nur energieeffizient sondern auch preisgünstig sein, erzählt er unserer Reporterin Caro Bredendiek.
"Insekten können hier vor Ort gezüchtet werden, die Nachhaltigkeit wäre insofern größer. Sie stellen tierisches Protein zur Verfügung, das für die Tiere, die sie verzehren, von Vorteil ist."
Die Insekten müssten im großen Stil in Farmen gezüchtet werden, erklärt der Lebensmitteltechnologe, und zwar in großen Behältern. In seinem Forschungsprojekt werden die Insekten mit Getreide gefüttert, genauer: mit Weizenkleie. Dann werden die Tiere in der Regel in gemahlener Form Schweinen, Geflügel und Fischen vorgesetzt.
Rainer Bennings Ziel ist, dass die Insekten in der Massenproduktion mit Nahrungsmitteln gefüttert werden, die nicht oder nicht mehr für die Ernährung von Menschen verwendet werden - beispielsweise Obst und Gemüse, das wegen optischer Mängel nicht in den normalen Handel kommt.
Insekten sind gute Verwerter
Pflanzliches Protein, ihre Hauptnahrung, wandeln Insekten sehr effektiv in tierisches Protein um, erklärt der Wissenschaftler. Die Umsetzung von pflanzlichem in tierisches Eiweiß sei meistens ziemlich ineffizient, bei Rindern zum Beispiel. Er vergleicht den Verwertungsgrad, den Insekten bei pflanzlichen Proteinen haben, damit, wie gut Menschen tierische Proteine verwerten können.
"Ich brauche in der Regel viel pflanzliches Protein, um tierisches Protein herzustellen. Insekten können aus pflanzlichem Protein sehr gut tierisches Protein herstellen – mit sehr viel besseren Umsetzungsraten."
Bisher sind Soja- und Fischmehl als Eiweißlieferanten zentraler Bestandteil von Futtermitteln in der Nutztierhaltung. Beide Futterbestandteile bringen ökologische Probleme mit sich.
Klassische Futtermittel als ökologisches Problem
Sojaanbau wird weltweit zu Recht für massiven Raubbau an der Natur verantwortlich gemacht, denn Soja wird überwiegend aus Südamerika importiert. Um die Anbauflächen auszuweiten, wird großflächig Regenwald abgeholzt. Nachhaltigkeit und Ökologie blieben bei der Sojaproduktion also in der Regel auf der Strecke, sagt Rainer Benning. Er kritisiert außerdem, dass Soja-Saatgut - und damit die Pflanzen selbst - häufig genmanipuliert sind. Für die Futterhersteller in Deutschland sei es problematisch, Soja zu bekommen, der nicht genmanipuliert ist. Und auch die Überfischung der Meere und die ökologischen Folgen offener Fischkulturen sind bekannt.
"Das Futter, bei dem Insekten genutzt werden, war nicht schlechter in der Verwertung. In vielen Fällen war es sogar besser."
Rainer Benning ist hoffnungsvoll: Schweine, Hühner und Fische verzehren Futter aus Insektenmehl offenbar in etwa genauso gerne, wie herkömmliches Futter.
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