Lebensmittel tragen ganz ordentlich zur Emission von Treibhausgasen bei. Was könnte Verbraucherinnen also bei der Orientierung helfen? Ein neues Label vielleicht? Soweit will das Bundeslandwirtschaftsministerium zwar nicht gehen, aber eine Klimaampel könnte es werden – was gar nicht so schlecht ist.

Lebensmittel verursachen weltweit rund ein Viertel der Treibhausgasemissionen. Aus dem Wissenschaftlichen Beirat des Landwirtschaftsministeriums kommt der Vorschlag, Lebensmittel mit einem Klimalabel zu kennzeichnen – möglichst verpflichtend und möglichst EU-weit. Das Ministerium selbst hat auf Anfrage mitgeteilt, es halte ein solches Klimalabel "als Nachhaltigkeitskennzeichnung für nicht zielführend".

Wir haben uns diese Idee eines Treibhausgas-Fußabdrucks für Lebensmittel dennoch genauer angesehen. Auch für das Klimalabel sollen Treibhausgasemissionen der Betriebe in allen Produktionsstufen, dem Transport, Handel und der Entsorgung erfasst werden.

Viele Klimafaktoren, ein Label

Achim Spiller ist Agrarökonom, lehrt an der Universität Göttingen und ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Anke Zühlsdorf – die ebenfalls an der Universität Göttingen lehrt – und Achim Spiller betreiben gemeinsam eine Agentur für Verbraucherforschung und Lebensmittelmarketing. Sie haben die Idee eines Klimalabels in einem Blogeintrag zusammengefasst.

"Zucht, Dünger, Verpackung, Transport und bis zur Entsorgung – das soll alles mit in diesen Wert einfließen."
Teresa Nehm, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Das Label soll ausschließlich die Treibhausgasemissionen je Kilogramm des Lebensmittels gerechnet anzeigen, also: wie viele klimaschädliche Gase hat dieses Produkt verursacht. Die Autorin und der Autor stellen sich das als fünfstufige Ampel vor – von klimafreundlich (hellgrün) bis klimaschädlich (dunkelrot).

Klimalabel als Orientierung

Umfragen haben ergeben, dass den Konsumierenden nicht bewusst ist, wie viel Treibhausgase ihr Essen verursacht. Das Label soll also zur Orientierung dienen und möglicherweise für einen anderen Lebensstil sorgen.

Der Agrarökonom Achim Spiller weist darauf hin, dass ein und dasselbe Lebensmittel einen sehr unterschiedlichen Treibhausgasfußabdruck haben kann – je nach Produktionsverlauf. Das zeigen auch Zahlen des Instituts für Energie- und Umweltforschung. Es hat dazu recht umfassende Daten veröffentlicht.

"Flugware ist ein ganz wichtiger Punkt. Es gibt die Avocado, die mit dem Schiff transportiert wurde und es gibt die Flugavocado. Wenn man das nicht erkennen kann, wie will man dann klimafreundlich einkaufen?"
Achim Spiller, Agrarökonom, befürwortet ein Klimalabel für Lebensmittel

Was die Klimabilanz angeht, macht es beispielsweise einen großen Unterschied, ob die Avocado mit dem Flugzeug oder mit dem Schiff transportiert wurde. Grundsätzlich verursachen Gemüse und Hülsenfrüchte – vor allem aus der Region und saisonales Obst und Gemüse – eher wenig Treibhausgase. Bei tierischen Produkten könnten wir hingegen davon ausgehen, dass sie auf der Ampel eher rötlich gekennzeichnet wären.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Klimalabel für Lebensmittel
Essen und Klima: Avocado ist nicht gleich Avocado
vom 25. August 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartnerin: 
Teresa Nehm, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin