Dürren in Westeuropa oder Überschwemmungen in Japan: 2018 gab es weltweit extreme Wetterlagen. Ein Forscherteam vermutet jetzt, dass ein veränderter Jetstream verantwortlich dafür ist.

Der April 2019 ist jetzt schon ein Rekordmonat: Es ist der 13. Monat in Folge, an dem es zu warm ist – das hat es seit 1881 nicht mehr gegeben, berichtet der Deutsche Wetterdienst. "Wir können den Klimawandel jetzt live erleben", so der Präsident des Wetterdienstes.

"Man hat danach vermutet, dass das kein Zufall ist, sondern dass es mit Unregelmäßigkeiten in einer großen Luftströmung in der Atmosphäre zu tun hat."
Tobias Jobke, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Dass wir extremes Wetter haben, wissen wir. Aber wie genau entsteht es? Forscherinnen und Forscher haben sich genau das gefragt. Ihre Vermutung: Das extreme Wetter hat mit großen Luftströmungen in der Atmosphäre zu tun – den Jetstreams.

Jetstreams sind Luftströmungen, die unsere Erde in ungefähr zehn Kilometern Höhe umrunden. Normalerweise flattern Jetstreams wie ein Band durch die Atmosphäre. Dadurch entsteht zum Beispiel das typisch wechselhafte Wetter in Deutschland – in einem vergleichsweise normalen Sommer ist es mal ein paar Tage heiß, dann gibt es Regen, es wird wieder kühler und dann wieder heiß.

Erderwärmung begünstigt stockende Jetstreams

Die Erkenntnis des Forscherteams: Letztens Sommer sind die Jetstreams für längere Zeit stehen geblieben. Wenn diese riesigen Luftmassen stocken, können ein paar warme Tage schnell zu einer Hitzewelle führen – oder ein paar Regentage zu Überschwemmungen.

"Letzten Sommer sind diese Luftwellen aber längere Zeit stehen geblieben und dann können warme sonnige Tage zu einer Hitzewelle führen oder ein paar regnerische Tage zu Überschwemmungen werden."
Tobias Jobke, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Zu diesen Ergebnissen kam das Forscherteam, indem es Daten der amerikanischen Wetterbehörden NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) analysiert hat. Dabei haben sich die Forscherinnen und Forscher besonders auf die langen Hitzephasen konzentriert und weltweite Wind- und Temperaturdaten für diese Zeit ausgewertet. Mit diesen Werten haben sie eine Karte erstellt, auf der das Muster für einen stockenden Jetstream zu erkennen ist.

"Einzelne Wetterereignisse kann man nicht dem Klimawandel zuordnen, aber in den letzten Jahren waren diese Extreme dann doch vergleichsweise häufig."
Tobias Jobke, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Die Forscherinnen und Forscher sagen, dass die Erderwärmung die Veränderungen des Jetstreams begünstigt. Zwischen 1979 und 1999 gab es beispielsweise keinen einzigen Sommer, in dem die Jetstreams länger als zwei Wochen gestockt haben. Seit 1999 gab es aber bereits sieben Sommer, darunter die Jahre 2003, 2006 und 2015.

Erkenntnisse wichtig, um Vorhersagen zu verbessern

Die Jetstreams verursachen also Dürreperioden an einem Ort der Welt, während sie gleichzeitig an einem anderen zu Überschwemmungen führen. Diese Erkenntnis ist wichtig, denn sie soll langfristig helfen, Wettervorhersagen zu verbessern.

"Es ist schon wichtig zu wissen, woher die Wetterextreme kommen, um die Vorhersage von zukünftigen Wetterextremen zu verbessern."
Tobias Jobke, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion

Und diese Wettervorhersagen können lebenswichtig werden: Die Forscherinnen und Forscher sehen die anhaltenden Wetterextreme unter anderem als große Gefahr für die Nahrungsmittelproduktion. In den Regionen, die 2018 betroffen waren, wird zum Beispiel Getreide angebaut, das Menschen weltweit ernährt.

Shownotes
Klimawandel
Wenn der Jetstream stockt, kommt das Extremwetter
vom 30. April 2019
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Tobias Jobke, Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion