Jeder kennt das: Du grübelst ewig über ein Problem nach, nichts passiert. Dann machst du was ganz anderes, und ganz plötzlich ist er da: der Geistesblitz! Forscher haben nun das Geheimnis hinter dem Aha-Moment gelöst - und daraus lässt sich eine Anleitung für Geistesblitze ableiten.

Wenn wir Aha-Momente haben, führt das zu einer erhöhten Ausschüttung der stimmungsaufhellenden Substanz Dopamin in unserem Hirn. Dadurch wird ein Teil des Gehirns aktiviert, das auch bei Freude oder Belohnung aktiv ist und mit wichtigen Funktionen wie Emotionen und Lernen in Zusammenhang steht. Das hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Wissenschaftlern der Medizinischen Universität Wien gezeigt.

"Nach Geistesblitzen führt ein Dopaminschub im Gehirn zu einem positiven Gefühl. Anders gesagt: Gute Ideen machen Spaß."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Um Ideenfindung im Labor zu testen, lassen die Forscher Probanden zum Beispiel Worträtsel lösen, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Und wenn Testpersonen dann Ergänzungen finden, schafft das Aha-Momente. Währenddessen wird gemessen, welche Hirnregionen in diesem Moment aktiv sind: eben genau die Regionen, die auch sonst daran beteiligt sind, wenn wir ein gutes Erlebnis haben.

"Optimistisch unzufrieden sein, das ist eine sehr produktive Einstellung."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Im Grunde ist das eine Art Belohnung durch das Gehirn, die uns gewissermaßen auf Kreativität programmiert. Aber: Das funktioniert nur, wenn man vorher nicht schon zu glücklich ist, sagt Beck. Also sei es wichtig, vor der Idee unzufrieden an einem Problem zu sitzen, so dass man genervt ist, erklärt er. Das heiße nicht, dass man so gestresst sein müsse, dass gar nichts mehr geht. Aber wenn man kein Problem habe, dann ändere man auch nichts.

"Alle großen Ideen der letzten Jahre, wurden von Menschen entwickelt, die unzufrieden waren."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Komischerweise kommen Geistesblitze ja oft aus dem Nichts - etwa beim Kochen, auf dem Klo oder beim Duschen. Das hat damit zu, erklärt Beck das Phänomen, dass man in solchen Situationen von dem Problem zurücktrete und was anderes mache.

Autopilot macht Platz für Ideen

Im Gehirn seien dann die Regionen aktiv, die eine Art Autopilot steuern – über das Duschen oder Pinkeln an sich denken wir ja nicht weiter nach. Der Autopilot sitzt im Kleinhirn und läuft unterbewusst, so Beck, und so hat das Großhirn dann mehr Ressourcen, Ideen und neue Eindrücke zusammenzuführen. Deshalb kommen Geistesblitze oft bei Routinetätigkeiten, bei monotonen Beschäftigungen.

Anleitung für Geistesblitze

Diese Mechanismen können wir auch gezielt nutzen. Um einen Aha-Moment zu provozieren, sollten wir laut Henning Beck also …

      • … uns zuerst mit dem Problem aufladen, Wissen über das zu lösende Problem sammeln. Denn, so Beck: "Nur Wissen erzeugt Wissen."
      • … dann einen Schritt vom Problem zurücktreten und uns anderen Meinungen und Eindrücken aussetzen. Denn: "Mit Gewalt eine Lösung zu erzwingen, ist schwer."

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Shownotes
Neurowissenschaften
Das Rezept für Geistesblitze
vom 28. April 2018
Moderation: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler