So wie Online-Werbung persönlichen Profilen angepasst wird, werden auch Preise angepasst. Die Seite wasistdeinpreis.de macht das Einkaufen im Netz etwas transparenter.

Jetzt bezahlen: Dieser eine Klick, mit dem die Bezahlung abgeschlossen wird, ist im Online-Handel immer der Wichtigste. Bevor es so weit ist, müssen Kundinnen und Kunden sich für ein Produkt oder eine Dienstleistung entschieden haben. Je teurer ein Shop etwas verkaufen kann, desto größer der Gewinn.

Da ist es naheliegend, die Preise für unterschiedliche Interessierte auch unterschiedlich zu gestalten. Je nach Einkommen, Alter, Geschlecht, Uhrzeit, Ort und beliebig vieler weiterer Merkmale versuchen Shops, sich diesem "sweet spot" zu nähern. Das funktioniert auf mathematischem Weg mit Algorithmen.

Hintergründe zur Preisgestaltung

Um diesen Prozess nachvollziehbar zu machen, haben die Verbraucherzentralen die Seite wasistdeinpreis.de ins Netz gestellt. Vier Zielgruppen stehen zur Auswahl: die 18-jährige Schülerin Lisa, der 29-jährige Versicherungskaufmann Tarik, der 49-jährige Beamte Michael und die 65 Jahre alte Rentnerin.

Nach der Profilauswahl werden einem verschiedene Produkte wie in einem Online-Shop präsentiert: Sneaker, ein Smartphone oder eine Spielekonsole, die Pauschalreise oder eine neue Armbanduhr. Beim Klick auf die Produkte und Dienstleistungen werden Hintergründe zur Preisgestaltung offengelegt.

Über den Preis mancher Angebote entscheidet beispielsweise der Gerätestandort – bei Hotelbuchungen beispielsweise. "Wer aus Castrop-Rauxel bucht, kriegt andere Preise angezeigt als derjenige in München-Schwabing", sagt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andi Noll.

Uhrzeit als Preisfaktor

Mit einem Virtuellen Privaten Netzwerk – kurz VPN – lassen sich solche Preisunterschiede ausnutzen. Die Vortäuschung eines anderen Standorts kann wohl auch manche Streaming-Abos und Gameing-Shops viel preisgünstiger machen, ist in der Regel aber nicht konform mit den jeweiligen AGB und kann zum Ausschluss von dem Angebot führen.

Bei Spielekonsolen sei es einfacher. Da könne man mit dem Kauf warten, sagt Andi Noll. Die Geräte seien tendenziell in Herbst und Winter teurer als im Frühjahr. Beim Preis kann es auch darauf ankommen, ob mit dem PC oder dem Handy eingekauft wird.

"Hotelzimmer sind für Handy-User demnach preiswerter. Und sie werden günstiger angeboten, wenn ich nicht in einer wohlhabenden Gegend wohne."
Andi Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Auch die Uhrzeit kann beim Preis eine Rolle spielen. "Manche Online-Shops ändern einige Preise genauso häufig wie Tankstellen im Tagesverlauf", sagt Andi Noll. Spielekonsolen seien abends teurer als vormittags. Pauschalreisen hingegen seien grundsätzlich nachts günstiger. Zu diesem Ergebnis käme jedenfalls die Auswertung der Verbraucherzentralen.

Grundsätzlich solle die Seite der Verbraucherzentralen für die Mechanismen der Preisgestaltung sensibilisieren. Andi findet: Je weniger die Shops über die Nutzenden wissen, desto besser. Er rät dazu Cookies und weitere Daten möglichst regelmäßig mit Strg-Shift-Entf oder automatisch nach Sitzungsende zu löschen oder eben im Inkognito-Browser-Modus einkaufen.

"In der Tendenz würde ich sagen: Je mehr die Online-Shops über einen selbst wissen, umso schlechter."
Andi Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter
Shownotes
Preise im Netz
Online-Shopping: Jeder Mensch hat seinen Preis
vom 23. November 2021
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Andi Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter