Wer weit zur Arbeit fahren muss, kennt sich aus mit Stau und Verspätungen. Wir haben uns einen ganz typischen Pendler von heute angesehen – und seine Risiken.
Rund 50 Kilometer von Düsseldorf nach Köln und zurück, fast jeden Tag, mit dem Auto: So pendelt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Döbbelt. Er hat sich angesehen, was das Pendeln mit ihm macht.
Wenn Johannes ganz früh fährt und wenig Verkehr ist, braucht er nur 40 Minuten. Wenn er allerdings zur Rushhour fährt – zwischen 7 und 9 Uhr – dann braucht er meistens eine knappe Stunde, manchmal sogar 80 Minuten.
22 Minuten im Schnitt
Der durchschnittliche Pendler fährt nur 22 Minuten zur Arbeit – für einen Weg. Die Zeit, die er benötigt, hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Sowohl die Pendeldauer als auch die Entfernung, die Leute auf dem Weg zur Arbeit zurücklegen, ist etwas länger geworden.
Prozent der Pendler Dauer des Wegs
33 Prozent: bis 30 Minuten
36 Prozent: 30-59 Minuten
25 Prozent: 60 bis 119 Minuten
7 Prozent: über 120 Minuten
Viele pendeln vom Land in die Stadt, aber es gibt auch immer mehr Arbeitnehmer, die regelmäßig von einer Großstadt in eine andere Großstadt fahren.
Pendeln hat auch Vorteile:
- Zeit für sich, auf dem Rückweg abschalten von der Arbeit
- auf dem Hinweg schon mal die Arbeit vorbereiten
Allerdings sagt die Forschung, dass die Nachteile des Pendelns überwiegen.
Die Nachteile des Pendelns:
- Psychisch: Stress und Erschöpfung bei Stau oder Zugverspätung
- Körperlich: Rücken- und Magenbeschwerden, Herz- und Kreislaufprobleme
Hannes Zacher ist Professor für Arbeitspsychologie an der Uni Leipzig. Er betont die Folgen des Pendelns für die körperliche Gesundheit.
"In Bezug auf physische Gesundheit haben Studien gezeigt, das Pendeln über 45 Minuten pro Strecke, sich auf körperliche Gesundheit auswirken kann: auf Rückenbeschwerden, Magenbeschwerden, aber auch Herz- und Kreislauf-Probleme."
Auf die Work-Life-Balance kann langes Pendeln auch Auswirkungen haben, weil man weniger Freizeit hat. Da zeigt die Forschung: Je länger der Weg zur Arbeit, desto unzufriedener sind die Pendler.
Auto-Pendlern sind verglichen mit Pendlern, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen gestresster. Der Geschlechtervergleich zeigt, dass Frauen mehr unter dem Pendeln leiden als Männer – obwohl die Männer insgesamt weiter und länger unterwegs sind beim Pendeln.
"Frauen erledigen immer noch einen Großteil der Hausarbeit und auch der Kindererziehung. Das kann dazu führen, dass diese Doppelbelastung als noch stressiger empfunden wird."
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