Bei vielen Sportarten bekommt unser Kopf oft Schläge ab. Passiert das über Jahre, steigt das Risiko, eine Depression oder eine Nervenkrankheit zu bekommen.

In einer Studie des Orlando Health, einem Netzwerk von Krankenhäusern in Orlando, haben die Mediziner American-Football-Spieler untersucht. Ihr Ergebnis: Noch vor dem Star der nächsten Saison wiesen die Football-Spieler einen erhöhten Wert von MicroRNA auf - das wiederum liefert Hinweise auf vergangene Kopfverletzungen.

Nachhaltige Kopfstöße

Das ist ein recht eindeutiges Indiz dafür, dass die Kopfstöße, die die Spieler beim Football erwischen, langfristig wirken. Die Probegruppe, die keine Sportler sind, wiesen diese Anzeichen nicht auf. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass häufige Kopfstöße, wie sie auch beim Fußball und anderen Kontaktsportarten auftreten, langfristig kognitive Beeinträchtigungen, Depression, Gedächtnisverlust, Krankheiten wie Parkinson und CTE und emotionale Instabilität begünstigen können.

"Einen einzelnen, starken Schlag kann das Gehirn recht gut ab. Schlimmer sind die immer wiederkehrenden."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Das Problem bei immer wiederkehrenden, langfristig anhaltenden Kopferschütterungen beschreibt der Neurowissenschaftler Henning Beck so: Nach einem Kopfstoß kommt sozusagen die Müllabfuhr, die verletzte und zerstörte Strukturen abholt. Muss sie aber lange und immer wieder kommen, steigt das Risiko, dass diese Müllabfuhr nicht nur die zerstörten, sondern auch gesunde Strukturen mitnimmt.

Tatsächlich sei es für das Gehirn sogar weniger schlimm, einen einzigen, sehr starken Stoß zu verarbeiten, bei dem die Person sogar ohnmächtig wird. Schlimmer seien immer wiederkehrende, langfristige Schocks fürs Gehirn.

Fußball: Weniger Kopfbälle machen

Die Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen für Leistungssportler können eigentlich nur sein, weniger Sport zu treiben oder auf gewisse Manöver zu verzichten - beim Fußball zum Beispiel den Kopfball.

Die US-amerikanischen Mediziner aus Orlando hoffen, einen Test entwickeln zu können, der langfristige Schäden frühzeitig misst. Dann könnten sie den Football-Spielern sagen: Du hast jetzt genug auf die Rübe bekommen. Wenn du nicht riskieren willst, später im Leben eine Krankheit zu bekommen, solltest du jetzt aufhören.

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Shownotes
American Football, Eishockey, Boxen
Was Fußball und Co. langfristig mit unserem Gehirn anrichten
vom 10. November 2018
Moderator: 
Ralph Günter
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler