Nach Fällen von Tiermisshandlungen in Schlachthöfen sollen dort Überwachungskameras angebracht werden. Das wollen die NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und die niedersächsische Ministerin für Landwirtschaft Barbara Otte-Kienast. Beide haben ihren Plan heute in Berlin vorgestellt.
In Niedersachsen hat es in den letzten Monaten einige aufgedeckte Skandale in Schlachthöfen gegeben. Schweine wurden mit Elektroschockern gequält und Kühe vor der Schlachtung nicht richtig betäubt.
Für dieses Vorgehen gebe es strukturelle Ursachen, sagt Alexander Budde, DLF-Korrespondent für Niedersachsen. Er zitiert dazu den Göttinger Agrarökonom Achim Spiller. Die Fleischindustrie stehe unter großem Preisdruck und beschäftige oft ungelernte Arbeitskräfte, so Spiller. Das erhöhe das Risiko, dass mit den Tieren schlecht umgegangen werde.
Whistleblower in den Schlachthöfen
Unser Korrespondent erklärt, dass Kameras allein nicht die Lösung sein könnten. Es brauche auch Hinweise aus den Betrieben von Whistleblowern. Die hätten aber einen schweren Stand, weil die Arbeiter selbst schlecht bezahlt würden und sie Angst um ihren Job hätten, so Budde.
Datenschutz vs. Tierschutz
Der Plan der niedersächsischen Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Barbara Otte-Kienast, sieht vor, dass sich Veterinäre per Smartphone live und ohne Vorankündigung die Betriebe über die Kameras kurz ansehen. Die Videokameras sind aber nicht verpflichtend, sondern werden freiwillig von den Betreibern der Schlachthöfe installiert.
Unser Korrespondent sagt, dass die Veterinäre unterbesetzt sind und es niemanden gibt, der die Videos auswerten könnte. Der Tierschutzanspruch werde zudem auch wohl mit den Datenschutzbestimmungen nicht zu vereinen sein.
"Dieser Tierschutzanspruch wird mit nationalen und europäischen Bestimmungen zum Datenschutz kollidieren. Da klagen schon Mitarbeiter, die nicht beobachtet werden wollen."
Die Grünen-Politikerin Miriam Staudte ist Sprecherin für Landwirtschaft und Atompolitik im niedersächsischen Landtag. Sie sagt, die wichtigste Maßnahme sei, die Akkordarbeit in den Schlachthöfen zu verbieten. Dass die Arbeiter nach Stückzahl bezahlt würden, sei nicht mit dem Tierschutz vereinbar, so Staudte.
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