In den USA sterben jährlich tausende Menschen an einer Überdosis Schmerzmittel. US-Präsident Trump will deshalb diese Woche den "nationalen Notstand" ausrufen.
Eine Abhängigkeit muss sich nicht auf Alkohol, Zigaretten oder Rauschgift beschränken. Es gibt auch viele Menschen, die sind abhängig von Schmerzmitteln. Viele Patienten schlittern durch verschreibungspflichtige Medikamente in die Abhängigkeit.
"Es wird geschätzt, dass täglich 40 bis 50 Amerikaner sterben, weil sie zu viele Schmerzmittel auf Rezept genommen haben."
Millionen Amerikaner seien abhängig, sagt unser USA-Korrespondent Marc Hoffmann. Das Problem falle nur nicht so auf, weil es in diesen Fällen eben nicht um Klischee-Junkies gehe.
Warum ist das Problem gerade in den USA so groß?
Betroffen seien junge wie alte Menschen, Arme genauso wie gut Situierte aus der oberen Bürgerschicht.
"Das liegt einfach daran, dass diese Schmerzmittel hier überall ziemlich gut zu bekommen sind."
In den 1990er Jahren gab es in den USA einen regelrechten Opioid-Push, sagt Hoffmann. Die Pharma-Unternehmen hätten damals ziemlich aggressiv ihre neusten Produkte auf den Markt gedrückt – und zwar keine harmlosen Kopfschmerztabletten, sondern hartes Zeug, etwa Medikamente, die Krebs-Patienten im Endstadium bekommen.
Pillen gleich im Big Pack
Zeitgleich hätten Ärzte diese Opioide immer häufiger und freigiebiger verschrieben. Und es komme noch etwas anderes dazu:
"Wenn du hier in die Apotheke gehst, bekommst du gleich so eine große Vorratspackung."
Oft geraten Patienten nach einer Operation in die Abhängigkeit, berichtet Hoffmann – etwa nach einer Zahnwurzelbehandlung, nach der die Ärzte harte Tabletten verschrieben haben. Und von denen kommen die Patienten dann nicht mehr runter.
Er habe auch viele junge Männer getroffen, erzählt Hoffmann, die vorher gesagt hätten, ihnen könne so etwas nicht passieren. Durchtrainierte Sportler, die mitten im Leben standen: dann die schwere Knie-Verletzung, die OP im Krankenhaus – und alles sah anders aus.
"Die Schmerztabletten machen im Hirn das Gleiche wie Heroin."
Die US-Behörden haben dazu eine besorgniserregende Zahl: Von den süchtigen Amerikanern, die sich heute Heroin spritzen, haben die allermeisten mit Schmerzmitteln angefangen.
Bürokratische Hürden abbauen
Wenn Trump jetzt den Schmerzmittel-Notstand ausruft, will er damit vor allem bürokratische Hürden abbauen, sagt Hoffmann. Mehr Geld soll schneller dahin fließen, wo es gebraucht wird – in ländliche Regionen, in mittlere und kleinere Städte, die Hilfsangebote finanzieren und Entzugsprogramme organisieren müssen.
"Wenn Trump den Notstand ausruft, können Süchtige durch die staatliche Krankenversicherung 'Medicate' kostenlos behandelt werden."
Das könnte vielen Betroffenen helfen, sagt Hoffmann. Denn nicht wenige haben finanzielle Probleme, weil sie durch die Abhängigkeit ihren Job verloren haben.
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