Tausende Flamingoküken mussten in den vergangenen Tagen in Südafrika gerettet werden – ihre Eltern hatten sie verlassen. ARD-Korrespondentin Jana Genth war vor Ort in einer Auffangstation und hat mit verantwortlichen Tierschützern gesprochen.
Alles fing mit einer Dürre an: An einem Stausee in Südafrika wurde es immer trockener und die rund 6000 Zwergflamingos, die eigentlich zum Brüten gekommen waren, fanden kein Futter mehr. Also ließen sie ihre bereits gelegten Eier zurück – und kamen nicht wieder.
Die verlassenen Eier lagen also einsam am Damm in der sengenden Hitze. Das Problem – neben Fressfeinden und fehlendem Futter: Flamingoeier brauchen eine feuchte Umgebung. Trocknet die Hülle, können die Küken nur schwer schlüpfen und – sollten sie es doch schaffen – sind sie entkräftet.
Kein Wasser und keine Eltern – das Leben der Küken war in Gefahr
Es ist das erste Mal, dass Flamingos beobachtet wurden, wie sie so viele Eier auf einmal liegen lassen, sagt ARD-Korrespondentin Jana Genth. Sie hat in Südafrika eine Auffangstation besucht und mit den verantwortlichen Tierschützern gesprochen. Mike zum Beispiel: Er sagt, dass die Tierschützer so schnell wie möglich eingreifen mussten, um die Tiere zu retten.
"I immediately intervened and arranged and created a team on that side in Kimberly and here in Pretoria. If the water leaves and the parents leave, it is a double blow for them and they might die."
Um die kleinen circa 15 Zentimeter großen Küken zu retten, haben die Tierschützer einen riesigen logistischen Aufwand betrieben, der ohne Freiwillige nicht möglich gewesen wäre: Im Schichtbetrieb haben sie die Küken eingesammelt und in Kartons auf Lastern zu kleinen Flughäfen gebracht. Von da aus wurden die Küken nach Kapstadt und Pretoria geflogen, wo sich Vogelauffangstationen bereit erklärt hatten, sie aufzuziehen.
"Das ist tatsächlich ein mega logistischer Aufwand, den die Tierschützer da unter den Fittichen haben."
Auffangstationen sollen die kleinen Flamingos aufziehen und auswildern
Mittlerweile befinden sich die Küken in Auffangstationen. Einige Tiere sind schon am Stausee, während der Fahrt oder während des Flugs gestorben, weil sie zu geschwächt waren. Aber mehr als Tausend haben es zum Beispiel jeweils nach Kapstadt und Pretoria geschafft, sagt die ARD-Korrespondentin.
In den Auffangstationen standen direkt Tierärzte bereit, damit die kleinen Flamingos medizinisch versorgt werden konnten. Außerdem mussten die Küken so schnell wie möglich gefüttert werden – das brauchen sie eigentlich alle drei Stunden. Also geben Freiwillige ihnen nun regelmäßig Brei aus gehäxeltem Fisch, gekochten Eiern und Babynahrung. Den füttern sie den Tieren über Spritzen.
"Sie sollen auf jeden Fall wieder in die Freiheit entlassen werden."
Das erklärte Ziel ist, die Tiere gesund in die Freiheit zu entlassen, sagt Jana Genth. Aber das kann dauern: Nach vier bis sechs Wochen fangen die Küken erst an, selbst zu fressen. Und bis ein Flamingoküken die Auffangstation dann wieder verlassen kann, dauert es circa vier Monate.
So etwas könnte wieder passieren
Egal, ob einzelne die Rettungsaktion gut heißen oder nicht: Der Gedanke liegt nahe, dass vor dem Hintergrund des Klimawandels Situationen wie diese wieder entstehen können. Daher wurde eine Beratergruppe gegründet, die sich überlegen soll, was in solchen Fällen getan werden kann.
"Klimawandel ist tatsächlich ein Stichwort. Und dann haben die Flamingos ein großes Problem, weil die Vögel ziemlich festgelegt sind – gerade dieser Zwergflamingo, über den wir hier reden."
Gerade der Zwergflamingo hat dann ein Problem, denn er hat auf dem afrikanischen Kontinent nur vier ausgewiesene Brutgebiete, zu denen die einzelnen Zwergflamingogruppen immer wieder zurückkehren: in Kenia, Botsuana, Namibia und eben in Südafrika. Selbst, wenn man versuchen würde, diese Vögel umzusiedeln, würden sie immer wieder zu ihrem alten Brutgebiet zurückkehren, sagt Jana Genth.
"Es wäre eine sehr verheerende Situation, wenn sich das wiederholen würde."
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