Vom Skyrim-Mod zum eigenständigen Adventure: Wenn einer tötet, müssen alle in der "Forgotten City" sterben. Für Jana Reinhardt ist das schon jetzt Spiel des Jahres.

Für das Gamedesign sind Zeitschleifen ziemlich praktisch, in dem Adventure "The Forgotten City" sind sie so angelegt, dass sie für die Spielenden auch spannend bleiben. Entwickelt hat das Spiel das australische Studio Modern Storyteller aus Melbourne. Es ist aus einer Skyrim-Mod des Autors Nick Pearce hervorgegangen. Am Beginn des Spiels steht erst eine Ruine, eine Warnung und dann eine Zeitreise in die Antike.

"Wir sind auf der Suche nach Al, einem Mann, der in eine versteckte, uralte, römische Ruine gelaufen und bisher nicht zurückgekehrt ist."
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Gamesexpertin

Die Ruine wird lebendig und füllt sich mit ihrer antiken Bevölkerung, deren Gewohnheiten und ihren Geheimnissen. "Das Spiel will trotz der fantastischen Elemente authentisch sein, protzt mit opulenter Architektur, detailverliebten Mosaiken, krassen römischen Bräuchen wie beispielsweise der Dezimation", sagt Jana.

Moral als Herrscherin

Das Besondere am Leben in dieser römischen Stadt: Es herrscht scheinbar völlige Harmonie. Als Herrschender ist der Römer Sentius dafür verantwortlich. Über Glück und Verderben entscheidet die Moral jeder einzelnen Person in der Stadt. "Der Grund für die Harmonie ist fragil. Alle werden als Kollektiv für das Vergehen eines einzelnen bestraft: die sogenannte Goldene Regel", erklärt Jana.

Klar ist aber auch, dass die Spielenden mit einem Grund die Zeitreise angetreten haben: Die Goldene Regel ist gebrochen worden, gespielt wird, bis sich herausstellt, wer für diesen eine Regelbruch verantwortlich ist. Das ist also die Zeitschleife, die in dem Game eingebaut ist.

Mit Dialogen ans Ziel

Mit der Zeit lernen die Spielenden die Charaktere in der Stadt bestens kennen und beginnen Motive und Handlungen zu sortieren. Da sind zum Beispiel: Lucretia, die sich über ihren Nachbarn ärgert, ein suizidaler Junge, ein Auftragsmörder mit kaiserlichem Auftrag und eine sich selbst isolierende Ärztin.

Zweifler und Rebell: der hinterfragende Spielcharakter Desius
© Modern Storyteller
Zweifler und Rebell: der hinterfragende Spielcharakter Desius

Gewalt ist für die Spielenden auf dem Weg zur Lösung übrigens keine Option, sagt Jana. Kommunikation ist alles. Selbst krasse Konflikte auf Leben und Tod ließen sich mit den richtigen Worten deeskalieren.

"Hier in Forgotten City wird fast alles über sehr clever geschriebene Dialoge gelöst."
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Gamesexpertin

Manchmal fühlt sie sich in den Latein- oder Philosophieunterricht zurückversetzt, sagt Jana. Beispielsweise beim Treffen mit einem alten griechischen Philosophen, der unbedingt ein Streitgespräch nach dem Vorbild von Sokrates führen will. Ihrer Begeisterung tut das aber keinen Abbruch. Jana fühlt sich von "The Forgotten City" ganz hervorragend unterhalten.

"Ich habe schon lange kein so smartes Spiel mehr gespielt, mit so klaren Fortschritten, experimentellen Möglichkeiten und Twists um jede Ecke. Ganz klar: Spiel des Jahres."
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Gamesexpertin
Das ist sie: Ein Blick auf die "Forgotten City"
© Modern Storyteller
Das ist sie: Ein Blick auf die "Forgotten City"
Shownotes
Games
"The Forgotten City" – Kommunikation ist alles, Gewalt ist nichts
vom 08. August 2021
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Gesprächspartnerin: 
Jana Reinhardt, Deutschlandfunk-Nova-Gamesexpertin