Eine Studie sorgt für Verwirrung: Sie deutet darauf hin, dass Paracetamol während der Schwangerschaft die Sprachentwicklung bei Mädchen stört. Das sorgt für Unsicherheit bei vielen Frauen.
Auch Schwangere werden mal krank oder haben Schmerzen. Ärzte empfehlen den Frauen dann zumeist Paracetamol. Es gilt als Mittel der Wahl während der gesamten Schwangerschaft, solange es nur im Ausnahmefall verwendet wird.
Eine neue Studie aus Schweden sagt aber nun, dass Paracetamol die Sprachentwicklung bei Mädchen verzögern kann, auch wenn die schwangeren Frauen das Medikament nur "mehr als sechs Mal" eingenommen hatten - also beispielsweise sieben Tabletten während der gesamten Schwangerschaft.
"Im Grunde beruht die Aussage der Studie auf nur 15 Mädchen mit kleinerem Wortschatz."
Zunächst einmal klingt das Ergebnis der Studie erschreckend. Um ihre Bedeutung einschätzen zu können, schauen wir sie uns genauer an:
- Die schwedische Studie begleitet mehr als 6.000 Frauen durch die Schwangerschaft und die ersten Lebensjahre ihrer Kinder
- 750 der Frauen wurden gefragt, wie viel Paracetamol sie im ersten Drittel der Schwangerschaft eingenommen haben
- Diese Frauen wurden kontaktiert, als die Kinder zweieinhalb Jahre alt waren. Sie sollten sagen, ob ihre Tochter oder ihr Sohn mehr oder weniger als 50 Wörter verwendet
Das Ergebnis: Bei den Mädchen zeigte sich ein sechsfach erhöhtes Risiko, weniger als 50 Wörter zu beherrschen, wenn die Mutter während der Schwangerschaft sechs oder mehr Tabletten Paracetamol eingenommen hatte. Insgesamt war das bei 15 Mädchen der Fall.
"Das ist eine sehr interessante Studie, die sicherlich sorgfältig erarbeitet wurde. Man sollte sie aber nicht überinterpretieren, indem man sagt: Das ist der Beweis, Paracetamol macht Sprachentwicklungsstörungen."
Bei Jungen gegenteiliger Effekt
Die Sprachentwicklung eines Kindes hängt von vielen Faktoren ab - auch davon, wie die Eltern mit dem Kind nach der Geburt umgehen, wie sehr sie es beispielsweise zum Sprechen anregen. Diese Faktoren konnten in der Studie nicht berücksichtigt werden. Die Autoren sagen selbst, dass man diesem Hinweis jetzt in größeren Studien nachgehen sollte. Zumal der Effekt bei Jungen genau umgekehrt war: Die konnten tendenziell mehr Wörter, wenn ihre Mütter Paracetamol genommen hatten!
Schwangere sind verunsichert
Bei den Beratungsstellen rufen nach Berichten über neue Studien dieser Art immer Frauen an, die Schmerzmittel eingenommen haben, weil sie sich große Sorgen machen, vielleicht sogar Vorwürfe. Das kann dann selbst zu Problemen führen, sagt Christof Schaefer, Leiter des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie an der Charité in Berlin. Er rät deshalb zu Gelassenheit.
"Man sollte nicht zu sehr die Zähne zusammenbeißen, um dem Kind jede Tablette zu ersparen. Denn wenn es der Mutter nicht gut geht, zumindest längere Zeit erheblich nicht gut geht, dann spürt das auch das Kind."
Grundsätzlich gilt: In der Schwangerschaft sollten so wenige Medikamente wie möglich genommen werden, einfach, weil es immer Nebenwirkungen geben kann.
Andererseits: Wenn man untersuchen will, wie sich Medikamente auf die Entwicklung von Kindern auswirken, dann bleiben nur Beobachtungsstudien, wie diese aktuelle aus Schweden. Dabei gibt es aber große Unsicherheiten. "Wirklich aussagekräftige Studien müssten riesengroß sein und über Jahre laufen", sagt Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth.
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