Als Menschenfresser zum Straßenkarneval - mit schwarzer Schminke im Gesicht? Für die einen richtig komisch, für die anderen eine rassistische Beleidigung. Und das ist nicht die einzige Verkleidung, die für Spannungen sorgen könnte.

Die Narren sind los und die Kostümvielfalt ist riesig. Als wir über zweifelhafte, diskriminierende und geschmacklose Kostüme berichtet haben, habt ihr intensiv mit uns auf Facebook diskutiert. Was ist jetzt ein rassistisches Kostüm, was nicht? Einige von euch schreiben, dass im Karneval alles erlaubt sei. Das hätte mit dem echten Leben nichts zu tun.

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Für Deutschlandfunk-Nova-Reporter Pascal Fischer ist völlig klar, dass trotzdem das Grundgesetz gilt - und auch Gesetze gegen üble Beleidigung, gegen Rassismus. Für ihn ist das Afrikaner-Buschmann-Menschenfresser-Kostüm nicht in Ordnung. Wegen Deutschlands historischer Erfahrung mit Kolonien in Afrika bediene eine solche Verkleidung ein rassistisches Klischee. Sie spiegelt den diskriminierenden Blick weißer Kolonialherren gegenüber Völkern, die sie unterdrückt haben.

"Für mich sind die mexikanischen Kostüme in Deutschland nicht beleidigend. Ich wäre auch nicht beleidigt, wenn ein Spanier oder US-Amerikaner das macht."
Eduardo Lucio De Esesarte, gebürtiger Mexikaner, der in den Niederlanden lebt

Wie sieht es aus mit Mexikanerkostümen? Sind die vielleicht vor allem problematisch für Spanier, weil die dort die Kolonialherren waren?Eduardo Lucio De Esesarte hat sich bei uns gemeldet. Er lebt als Mexikaner in den Niederlanden. Für ihn sind mexikanische Kostüme in Deutschland nicht beleidigend. Er würde sich auch nicht beleidigt fühlen, wenn ein Spanier oder US-Amerikaner das macht.

Die Maskierung muss zur Zeit passen

Das ist kein Freibrief, findet Pascal. Wenn Eduardo, ein Einzelner, das so sehe, dann heißt das natürlich nicht, dass es für alle gilt.

Eduardo hat uns auf ein Flüchtlingskostüm aus dem Zweiten Weltkrieg auf Amazon hingewiesen. Für ihn ist das gegenüber Menschen auf der Flucht beleidigend - jedenfalls während der Flüchtlingskrise. Er findet aber auch, dass es vor fünf Jahren anders gewesen wäre.

"Dieses Kostüm ist kontrovers, weil wir befinden uns in einer Zeit der Flüchtlingskrise. Dieses Kostüm wäre zum Beispiel vor fünf Jahren nicht beleidigend gewesen.“
Eduardo Lucio De Esesarte, gebürtiger Mexikaner, der in den Niederlanden lebt

Dabei sei es nicht grundsätzlich unmoralisch, sich als Flüchtling zu verkleiden. In Theatern würden solche Kostüme schließlich das ganze Jahr verwendet - findet Pascal.

Viele Verkleidungen sind problematisch

Neben dem Flüchtlingskostüm hat Pascal noch weitere fragwürdige Kostümierungen ausgemacht:

  • Chinesischer Reisbauer – steht für die unterentwickelten Bauernvölker
  • Indianer – im Grunde Redfacing analog zum Blackfacing bei Kostümen, die Menschen mit afrikanischen Wurzeln darstellen sollen
  • Hexe – verweist auf die Verbrennung von Kräuterfrauen durch die Kirchen

Und nun? Pascal findet, wir sollten ruhig mal kurz darüber nachdenken, was unser Kostüm für eine Message hat und er findet auch, dass wir ein bisschen kreativer an unsere Kostüme herangehen sollten. Also Klischees einfach mal brechen, anstatt sie immer wieder gedankenlos zu übernehmen.


Mehr zum Thema:

Shownotes
Karnevalsverkleidung
Kostüme, die Ärger machen
vom 08. Februar 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Pascal Fischer, Deutschlandfunk Nova