Weiße Haut bzw. weißes Fell - in der Fachsprache Albinismus genannt - kann Mensch wie Tier treffen. Ein Orang-Utan-Albino ist jetzt ausgewildert worden. Auf sie warten besondere Herausforderungen.

Auf Borneo ist ein weißer Orang-Utan ausgewildert worden - wahrscheinlich der einzige, den es gibt. Freiheit ist für den Albino eine besondere Herausforderung.

Das weibliche Tier, das nun ausgewildert wurde, heißt Alba und ist ein Albino. Unser Bild zeigt den Affen noch in Gefangenschaft. Sein Name ist abgeleitet vom lateinischen alba und das bedeutet Weiß. Das Erbgut des Tiers ist durch einen Gendefekt verändert. Albinismus ist ein Gendefekt, der grundsätzlich beim Menschen und bei allen Tierarten auftreten kann – sogar bei Eisbären.

Völlig verwahrlost

Alba ist im April 2017 im Alter von etwa fünf Jahre alt in einem abgelegenen Dorf tief im Landesinneren von Borneo entdeckt worden. Das Tier hauste in einem winzigen Holzkäfig, wog gerade noch acht Kilogramm, war lethargisch und völlig verwahrlost.

Die Dorfbewohner wollten nicht erklären, woher der Orang-Utan stammt. Daraufhin wurde Alba befreit und in einer Station der Tierschutzorganisation Borneo Orangutan Survival wieder aufgepäppelt. Am 21.12.2018 wurde das Tier dann im indonesischen Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya in die Freiheit entlassen.

Fragen des Überlebens

Ob die Auswilderung erfolgreich sein wird, sei schwer abzuschätzen, sagt Mario Ludwig. Freiheit sei für Tiere, die lange in Gefangenschaft waren, wie eine Art Kulturschock. Sie müsse vieles erst lernen:

  • Was ist essbar, was nicht?
  • Wie baut man ein Schlafnest?
  • Wer sind Fressfeinde?
  • Wie schützt man sich vor Feinden?

Mario Ludwig weist darauf hin, dass es Albinos unter den Tieren in freier Wildbahn generell schwer haben. Durch ihr weißes Fell fallen Tiere, die normalerweise durch eine dunkle Haut-oder Fellfarbe gut getarnt sind, stärker auf. 

Albinos, denen das Pigment Melanin fehlt, sind auch besonders anfällig für Hautschäden durch UV-Strahlung. Hinzu kommt, dass Albinismus mit einer höheren Lichtempfindlichkeit der Augen, eine geringere Sehschärfe und mit Problemen beim räumlichen Sehen einhergeht.

In Freiheit und unter Beobachtung

Der Chefarzt von Borneo Orangutan Survival will mögliche negative Folgen durch die Sehbehinderung und mögliche Hautschäden auch nach der Freilassung von Alba überwachen. Zusätzlich werden Angehörige der Volksgruppe der Dayak, in deren Gebiet der Nationalpark liegt, auf den Orang-Utan aufpassen, um zu verhindern, dass Jagd auf das seltene Tier gemacht wird.

Allerdings könnten auch soziale Schwierigkeiten auf Alba zukommen, sagt Mario Ludwig. Bei der Partnersuche wären Albinos, weil sie nicht der Norm entsprechen, gehandicapt. Normale Artgenossen, schlössen Albinos oft aus oder mobbten sie.

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Shownotes
Albinismus
Weißer Orang-Utan ausgewildert: Sie wird es schwer haben
vom 21. Dezember 2018
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, Deutschlandfunk Nova