Seit ein paar Wochen zieht das erste Stück Weltraumkunst seine Kreise um die Erde. "Humanity Star" ist zwar nur etwa einen Meter groß, hat aber für riesige Diskussionen gesorgt. Denn bis auf die Tatsache, dass der Satellit mit seinen 76 Spiegeln hübsch funkelt, kann er: gar nichts. Und Schrott im All gibt's längst genug.

In den letzten Jahrzehnten hat die Menschheit unzählige Raketen, Rover und Satelliten ins All geschossen. Die alle hatten eindeutige Aufgaben: Forschung, Messung, Funken. Warum also nicht auch mal Kunst ins All jagen? 

Weil dort schon ziemlich viel umherschwirrt. Insgesamt sind es derzeit mehr als 20.000 menschengemachte Objekte – nur die gezählt, die mehr als etwa faustgroß sind. 

Etwa 20.000 Weltraumschrott-Teile umkreisen die Erde

"Die meisten davon sind Trümmerstücke", erklärt Holger Krag vom Büro für Raumfahrtrückstände der ESA. "Also keine intakten Satelliten oder Raketenstufen, sondern tatsächlich Fragmente."  Sein Job ist es, den Weltraumschrott im Blick zu halten und aufzupassen, dass aktive Satelliten nicht mit Schrott kollidieren.

"Alles, was sich im Erdorbit bewegt, ist mit sehr großen Geschwindigkeiten unterwegs. Wir reden da von sieben Kilometern pro Sekunde."
Holger Krag, ESA-Büro für Raumfahrtrückstände

Eine Kollision im All setzt Kräfte frei, die wir uns auf der Erde gar nicht vorstellen können. Nicht zuletzt deshalb erhitzt ein praktisch nutzloser Himmelskörper so manche Gemüter. Zumal "Humanity Star" nicht nur Kunst, sondern auch Werbung für seinen Hersteller Rocket Lab ist, der sein Geld damit verdient, Satelliten mit Raketen ins Weltall zu schicken.

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Holger Krag bereiten die Raumfahrtpläne kommerzieller Anbieter Sorgen. Bestimmte Regionen im All - besonders die tiefen Bahnen in etwa 400 bis 500 Kilometern Höhe - können sich dank der dichten Atmosphäre dort quasi selbst reinigen, erklärt er. Die privaten Anbieter zielen aber häufig auf Bahnhöhen jenseits der 1000 Kilometer Höhe ab, die das nicht können. 

Putzroboter fürs All

Die Space-Discokugel sieht er allerdings trotzdem nicht sehr kritisch. Sie sei gute Publicity für die Raumfahrt. Und: Nach neun Monaten entsorgt sich „Humanity Star“ selbst. Er verlässt dann seine Umlaufbahn, sinkt langsam Richtung Erde ab und verglüht in der Atmosphäre. So sollte es eigentlich mit allen Satelliten und Raketenteilen passieren, aber nur mit den wenigsten wird es durchgeführt. Deswegen denken die großen Weltraumagenturen derzeit über den Einsatz von Putz- und Reparatur-Robotern im All nach. Hoffentlich können die dann zwischen Müll und Kunst unterscheiden...

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Shownotes
Weltraumschrott
Ist das Kunst oder kann das weg?
vom 11. März 2018
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Autor: 
Felix Schledde, Deutschlandfunk Nova