Das All ist voller Schrottteile. Mittlerweile fliegt so viel Müll herum, dass die Raumfahrt davon bedroht ist. Mithilfe von Satelliten wird getestet, wie eine Müllabfuhr funktionieren könnte. Netz, Harpune oder besser Segel?

Ein EU-Projekt unter Leitung der britischen Universität Surrey hat deshalb einen Forschungssatelliten entwickelt. Dieser wurde von der internationalen Raumstation ISS abgekapselt und wird demnächst zwei kleine Satelliten aussetzen, um verschiedene Müllabfuhr-Varianten zu testen.

Kampf dem Weltraumschrott

Es gibt insgesamt drei verschiedene Verfahren, die ausprobiert werden:

  • Mit einem Netz soll Weltraumschrott eingefangen werden - fast wie beim Fischen. Das Netz wird von dem Satellit abgeschossen. Es soll sich um den Müll spannen, damit sich der Schrott Richtung Erde ziehen lässt und verglüht.
  • Für einen weiteren Test wird eine Harpune genutzt, die auf Weltraumschrott geschossen wird. Die Harpune ist mit einer Leine versehen, um - ähnlich wie beim Netz - den Schrott in eine andere Umlaufbahn zu bewegen.
  • Bei einem dritten Experiment wird ein Segel eingesetzt. Das wird zunächst an ein Schrottteil angedockt. Dann spannt es sich auf, um Schrottteile langsam abzubremsen, damit diese Richtung Erde fallen und eben verglühen.

Doch egal welches Experiment man betrachtet, die Kosten sind ziemlich hoch. Deshalb sollen die Verfahren nur für große Schrottteile genutzt werden, zum Beispiel für alte, nicht mehr steuerbare Satelliten.

Das All ist zugemüllt

Die Europäische Raumfahrtagentur ESA macht mittlerweile Druck und fordert Maßnahmen gegen den Weltraumschrott. Denn laut ESA ist die kritische Masse an Schrott im All erreicht. Wenn weiterhin so viele Raketen gestartet würden wie zurzeit, dann sei bald die Raumfahrt bedroht. Denn in den erdnahen Bahnen fliegt einfach zu viel Müll herum. Darum fordert die ESA, dass jedes Jahr zehn große Schrottteile entfernt werden, damit es mit der Raumfahrt weitergehen kann.

23.000 bekannte Teile in den erdnahen Bahnen

Bis es eine funktionierende Müllabfuhr im All gibt, werden bislang Schrottteile zum Beispiel beobachtet. In den wichtigen erdnahen Bahnen sind rund 23.000 Teile bekannt. Es gibt schätzungsweise weitere 25.000 Teile, die nicht beobachtet werden, weil sie zumeist einfach zu klein sind. Auch werden Satelliten per Ausweichmanöver in andere Umlaufbahnen gesteuert, um Kollisionen zu vermeiden. Außerdem werden alte Schrottteile kurz bevor sie ihren Geist aufgeben auf niedrigere Umlaufbahnen geschickt, damit sie verglühen.

Mehr zum Thema auf Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Das All ist eine Müllhalde
Mit Harpune und Netz gegen Weltraumschrott
vom 21. Juni 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Andy Schmitt, Deutschlandfunk Nova