• Dlf Audiothek
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Jeden Tag nur vier oder fünf Stunden schlafen und dabei gesund bleiben, ist möglich - allerdings nur, wenn man mit dem entsprechenden Gen-Material ausgestattet ist.

Manche Menschen würden sich vermutlich wünschen, mit genauso wenig Schlaf wie Brad Johnson auszukommen. Dem US-Amerikaner und auch einigen seiner Geschwister reichen vier bis fünf Stunden Schlaf pro Tag. Brad Johnson schläft schon immer so wenig, und er ist gesund, fit, leistungsfähig. Er sagt: Länger als sechs Stunden kann er gar nicht schlafen, selbst wenn er wollte.

Brad und anderen Kurzschläfer sind auch schon zum Studienobjekt geworden, und tatsächlich haben Forscher eine bestimmte DNA-Sequenz gefunden, die bei den Menschen, die mit wenig Schlaf auskommen, anders aussieht als bei jenen, die sieben Stunden oder länger schlafen.

Die meisten Deutschen schlafen zwischen sechs und sieben Stunden

In Deutschland geben laut einer Studie der Techniker Krankenkasse 60 Prozent aller Menschen über 18 Jahre an, sechs bis sieben Stunden zu schlafen. Immerhin 17 Prozent kommen mit fünf Stunden Schlaf aus, Brad Johnson ist mit seiner kurzen Schlafdauer also nicht allein.

Mit fünf Stunden Schlaf "auskommen" ist allerdings so eine Sache. Bei der Befragung wurde nämlich nicht danach gefragt, ob der Schlaf auch ausreicht, um sich fit und gesund zu fühlen. Manche Menschen müssten eigentlich mehr schlafen, wollen oder können es aber nicht.

"Ich wüsste wirklich nicht, warum man weniger Schlaf anstreben sollte."
Christine Blume, Schlafforscherin am Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel

Wenn die Fähigkeit, mit wenig Schlaf auszukommen, genetisch festgelegt ist und gentechnische Veränderungen auch beim Menschen inzwischen prinzipiell möglich sind: Könnten wir uns also einer Gentherapie unterziehen, um weniger schlafen zu müssen?

Bei Mäusen wurde das sogar schon gemacht, und auch bei Menschen ist das prinzipiell vorstellbar. Nur: "Ich wüsste wirklich nicht, warum man das anstreben sollte", sagt Christine Blume, Schlafforscherin am Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, "Schlafen ist ja auch schön. Manche würden sogar sagen, es macht Spaß."

Weniger schlafen = mehr arbeiten?

Andererseits: Wir hätten mehr nutzbare Stunden am Tag. Und für das Individuum geht die Rechnung vielleicht sogar auf. Könnten aber plötzlich alle Menschen mit weniger Schlaf auskommen, könnten die Unternehmen schnell auf die Idee kommen zu fordern, dass alle Menschen auch mehr arbeiten.

Tatsächlich könnte eine medizinische Therapie, die das Schlafbedürfnis beeinflusst, auch einen echten Nutzen haben: Für Menschen, die sehr viel Schlaf brauchen, damit sie gesund bleiben.

"Unser Körper weiß eigentlich ziemlich gut, wie lange wir schlafen sollten. Und ich denke, so lange sollten wir unserem Körper auch einfach Ruhe geben."
Christine Blume, Schlafforscherin am Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel

Nun muss es ja nicht gleich eine Gentherapie sein. Funktioniert einfaches Training, also auch einfach extra weniger schlafen? Schlafforscherin Christine Blume sagt: In den meisten Fällen wird das nicht klappen. Aber: Wir können generell auf unsere Gesundheit achten, also uns gut ernähren, Sport machen, Stress vermeiden.

Das alles könnte die Hauptprobleme beim Schlafen positiv beeinflussen: Schlecht einschlafen und Probleme beim Durchschlafen. Fast die Hälfte aller Frauen in Deutschland geben an, davon betroffen zu sein. Männer können tendenziell etwas besser schlafen.

Statistik zu Schlafproblemen in Deutschland
© Statista
Shownotes
Schlafdauer
Sehr wenig schlafen - manche können's, andere nicht
vom 08. Oktober 2019
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Matthis Dierkes, Deutschlandfunk-Nova-Reporter