In welchen europäischen Städten wie viele Drogen konsumiert werden, lässt sich über das Abwasser nachweisen. Björn Helm ist Wissenschaftler an der TU Dresden und an der Langzeitstudie beteiligt. Ihn überraschen die regionalen Unterschiede.
In Amsterdam wird besonders viel Ecstasy oder MDMA konsumiert - in Zürich wird viel gekokst. Und Berlin und Dortmund sind ziemlich gleich auf, wenn es um Kokain oder Amphetamine geht. Diese Erkenntnisse kommen aus der aktuellen Abwasseranalyse, die das Abwasser aus Klärwerken untersucht und Rückstände verschiedener Drogen feststellen kann. Europaweit werden dazu 70 Städte untersucht und es zeigen sich deutliche Unterschiede in den Drogenkonsumgewohnheiten.
Im Abwasser zeigen sich Konsummuster
Die Merkmale europäischer Städte unterscheiden sich erheblich, sagt Hydrologe Björn Helm von der TU Dresden. Bei einigen Städten könne man sehen, dass sie Touristenhotspots sind oder eben große Geschäftszentren haben.
Deutschland sei dabei besonders interessant, sagt Björn Holm, weil es geografisch ziemlich in der Mitte liegt. Auf einer interaktiven Karte ließe sich besonders gut ablesen, dass jene Drogen, die an der Rändern Deutschlands konsumiert werden, auch in den Nachbarländern häufig vorkommen. Es gebe also Konsummuster, so Björn Holm.
"Crystal Meth taucht vor allem vermehrt im Osten auf, was etwas mit der Nähe zu Tschechien zu tun hat. Dort wird Crystal Meth hergestellt."
Bei der Abwasseruntersuchung handelt es sich um eine Langzeitstudie, deren Erkenntnisse auch der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zur Verfügung gestellt werden. Die Entwicklungen und Tendenzen beim Konsum aus dieser Studie fließen auch in den europäischen Drogenbericht ein.
Für Deutschland lassen sich laut Björn Holm unter anderem die Tendenz herauslesen, dass der Drogenkonsum in Berlin eher angestiegen ist, in Ostdeutschland viel Crystal Meth konsumiert wird, dagegen in Saarbrücken mehr Amphetamin und in Dortmund Kokain.
Koks und MDMA sind Wochenend-Drogen
Im Wochenverlauf ließe sich deutlich erkennen, dass Koks und MDMA vor allem am Wochenende genommen werden, sagt Björn Holm. Bei Speed – also Amphetaminen – und Chrystal Meth sei der Konsum eher gleichmäßig verteilt.
Die Analyse des Abwassers läuft so: In den ausgewählten Kläranlagen werden über den gesamten Tag verteilt Proben genommen. Aus diesen Proben des Tagesverlaufs wird eine Mischung erstellt – und aus dieser Mischung wird die Konzentration der Drogen analysiert. Diese Konzentration wird dann auf die Anzahl der Menschen, die an die Kläranlage angeschlossen sind, heruntergerechnet auf die Menge, die konsumiert wird.
Weniger Drogen in München
Bei der Abwasseranalyse für 2018 sei für Björn Holm beispielsweise überraschend gewesen, dass entgegen gängiger Klischees in München vergleichsweise wenig Drogen konsumiert werden. Er vermutet, dass das mit der sehr restriktiven Drogenbekämpfung in Bayern zusammenhängt.
Auffällig seien auch Werte aus Berlin gewesen: Die Werte von vier Kläranlagen zeigen einen Unterschied zwischen West- und Ostberlin. In den Ostberliner Kläranlagen, die auch viel Abwasser aus ländlichen Gebieten beziehen, waren die Drogenwerte weit geringer.
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