Manche Ersthelfer (vor allem in den USA) haben Angst, Frauen mit Herz-Lungen-Wiederbelebung zu helfen, weil sie dabei ihre Brüste berühren. Dabei müssen sie das gar nicht. Wird die Wiederbelebung korrekt angewendet, sind die Brüste nicht im Weg.

US-Wissenschaftler haben in zwei neuen Studien untersucht, wieso Frauen bei einem Herzstillstand seltener geholfen wird. Probanden (Laien - keine Sanitäter) sagten dazu, dass sie Sorge hätten, eine Frau bei einem Wiederbelebungsversuch zu verletzen oder eine Anzeige für sexuelle Belästigung zu bekommen. 

"Alles, was für die Herz-Lungen-Belebung relevant ist, ist bei Mann und Frau absolut identisch. Der Brustkorb und das Brustbein sind an derselben Stelle - alles funktioniert genauso."
Ralf Sick, Leiter der Johanniter-Akademie

Die anatomische Unterschiede, die es zwischen Frauen und Männer gibt, sind für die Wiederbelebung nicht relevant, sagt Ralf Sick, Leiter der Johanniter-Akademie.

Zwar sind primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale und die Muskel- und Fettverteilung unterschiedlich - wenn es aber darum geht, eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen, spielt nur der Aufbau des Brustkorbs und des Brustbeins eine Rolle. Bezogen darauf ist die Anatomie bei Frauen und Männern gleich.

"Sie sollen ja nicht auf den Brüsten drücken, sondern auf dem Brustbein."
Ralf Sick, Leiter der Johanniter-Akademie

Vor allem die Sorge der US-amerikanischen Probanden, dass sie wegen sexueller Belästigung angeklagt werden könnten, wenn sie einer Frau Erste Hilfe leisten, hält Ralf Sick bezogen auf Deutschland für nicht begründet. Er sagt, in den USA käme es viel schneller und häufiger zu Gerichtsverfahren. In Deutschland sei das nicht der Fall.

Ganz im Gegenteil: Aufgrund des Paragraphen 323C riskieren Menschen hier eher eine Anzeige für unterlassene Hilfleistung, wenn sie keine lebensrettende Maßnahmen anwenden.

Davon abgesehen: Die Brüste der Frau sind sowieso der falsche Ort für eine Herz-Lungen-Wiederbelebung. Der richtige: das Brustbein.

Erste Hilfe leisten: Prüfen, rufen, drücken

Wie man korrekt Erste Hilfe leistet:

  • Person ansprechen: Prüfen, ob die Person bei Bewusstsein ist
  • Kopf leicht nach hinten überstrecken: Dadurch werden die Atemwege frei
  • Atem prüfen: Kopf nähern und feststellen, ob Atemluft ausgeatmet wird
  • Krankenwagen rufen oder jemanden dazu auffordern einen zu rufen, während man selbst Erste Hilfe leistet
  • Herz-Lungen-Wiederbelebung starten: Hände übereinander legen und 100 bis 120 Mal pro Minute auf das Brustbein pressen. Hierzu gibt es eine Eselsbrücke: Der Rhythmus des Songs "Stayin Alive" passt ziemlich gut.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Erste Hilfe
Wiederbelebung: Brüste nicht im Weg
vom 08. November 2018
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Ralf Sick, Leiter der Johanniter-Akademie