Der 11. Februar ist europäischer Tag des Notrufs 112. Die Nummer wird in der EU jährlich über 500 Millionen Mal gewählt. Die meisten Einsätze fährt die Feuerwehr. Aber gerade da fehlt der Nachwuchs.
Wer bei der Berufsfeuerwehr anfangen will, muss in der Regel vorab eine Berufsausbildung machen. Es gibt zwar je nach Bundesland Unterschiede, aber in der Regel ist eine Handwerksausbildung vorgeschrieben. Und schon da wird's eng. Denn auch Handwerksbetriebe suchen aktuell händeringend nach Auszubildenden.
Hinzu kommen dann noch hohe physische Anforderungen und eine ärztliche Untersuchung. Denn die meisten Berufsfeuerwehrleute sind verbeamtet und da werden bestimmte Erkrankungen oder Sportverletzungen ausgeschlossen. Das verringert natürlich die Zahl der potenziellen Bewerberinnen und Bewerber.
Kein LKW-Führerschein, kein Einsatz
Unterstützt wird die Berufsfeuerwehr vor allem in ländlichen Gegenden von der Freiwilligen Feuerwehr. Auch dort fehlt der Nachwuchs. Das hat nicht zuletzt mit der Wehrpflicht zu tun. Denn lange Zeit wurde eine bestimmte Dienstzeit als Ersatz für die Wehrpflicht anerkannt. Jetzt, wo es keine Wehrpflicht mehr gibt, fehlt dieser Anreiz.
"Die Mitteldeutsche Zeitung hat zum Beispiel darüber berichtet, dass es bei Freiwilligen Feuerwehren passieren kann, dass im Fall eines Einsatzes keiner mehr einen LKW-Führerschein hat."
Aber auch die Berufsfeuerwehr hat zunehmend Schwierigkeiten, wenn es um Einsätze geht. Nicht, weil es an Einsatzkräften fehlt, sondern weil die bei ihrer Arbeit gehindert werden. Das fängt schon damit an, dass bei Unfällen keine Rettungsgasse gebildet wird, erzählt Feuerwehrmann Freddy aus Gelsenkirchen in der WDR-Dokumentation "Feuer und Flamme". Aber selbst, wenn eine Rettungsgasse gebildet wird, hat die Feuerwehr Probleme durchzukommen.
"Selbst das wird auch oft erlebt, dass mal eine Rettungsgasse gebildet wird, und wir dann anfahren und dann trotzdem Leute diese Rettungsgasse nutzen, um schneller weiterzukommen."
Tätliche Angriffe auf Rettungspersonal
Bei der Behinderung von Einsatzkräften hören die Probleme aber immer noch nicht auf. Weil es gehäuft Meldungen gab, dass Rettungspersonal verbal oder körperlich angegriffen wurde, hat die Ruhr-Universität Bochum eine Studie durchgeführt. Das Ergebnis: 92 Prozent der Retter und Retterinnen wurden im Dienst angepöbelt – körperlich bedroht oder gar angegriffen wurde jede vierte Rettungskraft. Und zwar nicht im gesamten Berufsleben. In der Studie wurde nur das vergangene Jahr betrachtet.
"Wir haben da vom gebildeten Professor, der sich vielleicht zugeparkt fühlt mit dem Rettungswagen oder Feuerwehrwagen, und dann auf uns los geht verbal oder körperlich bis zur Großfamilie alles."
Die Angriffe ziehen sich quer durch alle Bevölkerungsgruppen. Bei Großveranstaltungen, bei denen Drogen und viel Alkohol im Spiel sind, treten sie noch mal verstärkt auf.
Um nachvollziehbar zu machen, wie so ein Einsatztag aussieht und was Rettungskräfte leisten, twittern viele Berufsfeuerwehren am 11.02.2019 ab 8:00 Uhr unter den Hashtags #112live und #Deutschland112.
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