Nach der Pleite von Lehman Brothers und der darauf folgenden weltweiten Bankenkrise, mussten diverse Länder ihre Banken retten. Der Finanzexperte Gerhard Schick sagt: Andere haben das besser geregelt als Deutschland.

Vor zehn Jahren, am 15. September 2008, hat die US-amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz beantragt. Damit begann die weltweite Finanz- und Bankenkrise, die in vielen Ländern zur Rettung von Banken durch die Regierungen führte.

Schweiz macht mit Bankenrettung Gewinn

In den Jahren danach bezeichneten auch in Deutschland viele Politiker die Rettung der Banken mithilfe von Steuergeldern als alternativlos, die Banken seien schließlich systemrelevant. Sie versprachen: Das Finanzsystem muss so umgebaut werden, dass sich ein solcher Fall nicht mehr wiederholt. "Too big to fail" dürfe es nicht mehr geben.

Der finanzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag Gerhard Schick sagt heute: Die Bundesregierung hätte sich damals zu sehr nach den Wünschen der Banken gerichtet und am Ende ein dickes Minus gemacht. "Andere Länder haben das besser regelt", sagt er. Tatsächlich: Die Schweiz hat mit ihrer Hilfsaktion der UBS-Bank 6,5 Milliarden Franken Gewinn gemacht.

"Bei der Rettung der Hypo Real Estate haben private Banken noch Geld verdient, weil der Staat es einfach nicht richtig organisiert hat."
Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag

Während in den USA manche Bankenmitarbeiter und -vorstände verklagt wurden, hätte in Deutschland die Bankenaufsicht "praktisch gar keine Strafen verhängt", sagt Schick: "Die meisten Verhandlungen sind im Sande verlaufen." Und so bliebe es zwischen einer "Kooperation" zwischen Staat und Banken.

Als wichtigsten Verbesserungsvorschlag nennt Schick eine höhere Eigenkapitalquote für Banken. So müsse jemand, der sich zum Beispiel eine Immobilie kaufen möchte, Eigenkapital aufweisen, damit die Bank einen Kredit gewährt. "Bei Banken läuft das anders", sagt Schick, "die finanzieren sich zu über 95 Prozent mit Schulden." 

Er fordert daher eine Eigenkapitalquote von mindestens zehn Prozent, um das Risiko zu reduzieren, dass in einer Krise der Staat wieder einspringen müsse.

Bürgerbewegung für mehr Finanzregulierung

Gerhard Schick beendet demnächst seine Arbeit im Bundestag und konzentriert sich auf die Gründung "Bürgerbewegung", wie er sie nennt. Er will ähnlich wie Umweltorganisationen Lobbyarbeiten machen für die Regulierung der Finanzwirtschaft und Verbraucherschutz bei Finanzprodukten.

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Shownotes
Finanzexperte Gerhard Schick
"Es bleibt bei der Kooperation zwischen Banken und Staat"
vom 14. September 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag