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Die EU plant Sammellager für Flüchtlinge, das wurde auf dem Gipfel beschlossen. Das Lager Moria auf Lesbos kann dafür kein Vorbild sein, sagt unser Korrespondent: "Es ist furchtbar".

Geht es nach dem Willen der europäischen Staats- und Regierungschefs, dann soll Europa dicht gemacht werden: Der Schutz der Außengrenzen wird verstärkt. Flüchtlinge sollen in Sammellagern untergebracht werden - entweder außerhalb der EU oder in Ländern wie Griechenland oder Italien, die sich dafür freiwillig melden können. Das wurde auf dem EU-Gipfel beschlossen.

Griechenland signalisierte bereits Bereitschaft. Doch eines der berüchtigsten Flüchtlingslager liegt in Griechenland, auf der Insel Lesbos. Die Menschenrechtskommissarin des Europarats nannte das Lager Moria jetzt als Negativbeispiel: "Die Kombination aus Überbelegung, mangelnder Sicherheit, schlechten Hygienebedingungen, der nahenden Sommerhitze und der Unsicherheit der Bewohner über ihre Zukunft kann zu sehr ernsten Problemen führen, wenn nicht sofort etwas unternommen wird."

Solche Lager sind keine Lösung

Auch unser Griechenland-Korrespondent Michael Lehmann hält die Zustände im Lager für "furchtbar": Hoher Beton, Stacheldraht, Wachpersonal, gepanzerte Fahrzeuge und Flutlicht - das wirke schon gruselig, allein von außen. "Und wenn man sich mit den Menschen dort unterhält, spürt man, dass das überhaupt keine Lösung ist, wie die Menschen dort ausharren müssen."

"Moria sieht von außen so aus, wie es der Papst mal krass genannt hat: Er sprach von Konzentrationslagern."
Michael Lehmann, Griechenland-Korrespondent

Es herrschten dort "Zustände wie in einem Gefängnis", sagt Michael Lehmann. Zwar gebe es eine Buslinie am Lager, die Flüchtlinge dürften auch rein und raus. Trotzdem gebe es die inoffizielle Ansage, dass die Menschen bei Dunkelheit ins Lager zurück müssten. Es gab Szenen, in denen die Polizei die Menschen zurückgeholt hat, berichtet unser Korrespondent.

Im Lager selbst lebten viele Frauen in Angst vor Gewalt. Leider müssten sie das zum Teil auch haben, so Michael Lehmann. Denn alleinreisende, traumatisierte Männer, die aus Kriegsgebieten kommen, wohnen dort zusammen mit Kindern und Müttern. "Es ist furchtbar", sagt unser Korrespondent.

"Dieses Lager ist auf keinen Fall ein Vorbild - und das weiß auch die griechische Regierung."
Michael Lehmann, Griechenland-Korrespondent

Lange Wartezeit auf das Verfahren

Oft dauere es Monate, bis die Asylanträge der Geflüchteten in Gang kommen, erzählt Michael Lehmann. Darum sitzen viele der Flüchtlinge dort auch schon lange fest. Wer Asyl bekommt, der dürfe unter Umständen sehr schnell aufs Festland - nach Athen. Schwere Fälle, Menschen mit psychischen Problemen, würden manchmal vorab verlegt.

Wenn man ein neues, gut geführtes Flüchtlingslager wollte, dann wären dafür so viele Millionen nötig - die hat das Land nicht."
Michael Lehmann, Griechenland-Korrespondent

Seit Januar 13.000 neue Flüchtlinge

Unser Korrespondent berichtet, dass seit Jahresbeginn über 13.000 neue Flüchtlinge in Griechenland angekommen seien: "Das ist für ein armes Land wie Griechenland eine enorme Zahl." Oft würden nur schnell neue Zelte und notdürfigste Unterkünfte aufgestellt. Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras sei in der Zwickmühle, so Michael Lehmann, denn er wisse, dass er mithelfen muss, könne das seinen Landsleuten bei der angespannten Lage im Haushalt aber nur schwer vermitteln. Millionen für ein neues Lager habe das Land nicht. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte aber bereits, dass das derzeit noch von den Griechen betriebene Lager in europäische Verantwortung übergehen könnte.

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Shownotes
Flüchtlingslager auf Lesbos
"Zustände wie in einem Gefängnis"
vom 29. Juni 2018
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Michael Lehmann, Korrespondent in Athen