An manchen Orten steigen die Temperaturen zurzeit auf zehn Grad. Das kommt nicht nur uns vor, wie ein früher Frühling. Auch manche Tiere und Pflanzen sind schon im Frühlingsmodus. Für Standvögel hat der frühe Frühling Vorteile, für Zugvögel dagegen eher nicht. Insekten können sich anpassen, Amphibien bekommen auf ihrer verfrühten Wanderung dagegen Probleme.

Vögel, die den Winter in unseren Breiten verbringen, sind bei Temperaturen um zehn Grad schon in Balzstimmung. Amseln zwitschern zum Beispiel schon. Für diese sogenannten Standvögel ist der frühe Frühling also eine gute Sache, sagt Julian Heiermann, Referent für Umweltinformationen beim Nabu.

"Für die ganzen Standvögel ist es eine tolle Sache."
Julian Heiermann

Standvögel können in einem günstigen Jahr zwei bis drei Bruten großziehen. Der Hintergrund: Wenn es früh warm wird und warm bleibt, hat das eine lange Vegetationszeit zur Folge. Eine sehr gute Nachricht für Standvögel. 

Anders sieht die Sache bei Zugvögeln aus. Wer im sich im Winterquartier aufhält, bekommt vom verfrühten Frühling in Deutschland nichts mit. Zugvögel richten sich nach ihrer inneren Uhr, die ihnen das Startzeichen gibt, Richtung Norden aufzubrechen. Kommen sie hier an, sind sie im Nachteil, denn die besten Brutplätze sind schon von heimischen Standvögeln belegt. Und insbesondere der Kuckuck, der sein Ei ja in das Nest anderer Vögel legt, hat ein spezielles Problem. 

Kuckuck (Cuculus canorus) im Flug
© imago
Bis er wieder hier sind, sind aus den Eiern in fremden Nestern vielleicht schon Küken geworden

In den Nestern der Standvögel sind schon die ersten Küken geschlüpft, wenn der Kuckuck aus dem Winterquartier zurückkehrt. Die Folge: Das fremde Kuckucksei wird leicht entdeckt und aus dem Nest geworfen. 

Der frühe Frühling bei Insekten und Amphibien

Bei Amphibien und Insekten ist das Problem nicht ganz so groß. Sie sind wechselwarm und ihre Aktivitäten damit abhängig von der Außentemperatur. Die Tiere können wieder in eine Kältestarre fallen, wenn die Temperaturen in den Keller gehen. Während Insekten sich einfach irgendeine Ritze suchen können, haben Amphibien allerdings ein großes Problem, wenn sie erst einmal losgewandert sind. Denn wenn sich Tiere besonders früh auf den Weg machen, stehen unter Umständen noch keine Krötenschutzzäune. Die Folge: In solchen Jahren werden besonders viele Kröten von Autos getötet.  

Eine Kröte sitzt auf einem Gehweg.
Sind die Kröten losgewandert, müssen sie mit Zäunen vor dem Verkehr geschützt werden

Gefahren bei Spätfrost 

Wird es nach dem frühen Frühling noch einmal kalt, haben vor allem die bereits brütenden Vögel ein Problem. Denn mit den fallenden Temperaturen stellen die Insekten ihre Aktivitäten ein und die Vögel finden keine Nahrung für ihren Nachwuchs. Dazu kommt: Der Nachwuchs ist nach dem Schlüpfen nackt und ohne Federn wird es natürlich empfindlich kalt. Das kann dazu führen, dass eine ganze Brut erfriert.

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Shownotes
Früher Frühling
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vom 01. Februar 2018
Moderation: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Julian Heiermann, Referent für Umweltinformationen, Nabu