Childish Gambino hat bei der Grammy-Verleihung den Preis für den besten Song des Jahres gewonnen. Sein Song "This Is America" setzte sich unter anderem gegen Tracks von Drake und Kendrick Lamar und SZA durch. Anwesend war Childish Gambino aber trotzdem nicht.

Als erster Rapper hat Childish Gambino bei der Grammy-Gala am Sonntag in Los Angeles den Preis für den besten Song erhalten. Eine Sensation! Vor allem, weil das Musikvideo zu "This Is America", das auch den Preis für das beste Video gewann, voller Metaphern rund um Rassismus und Waffengewalt steckt. Aber der Musiker und Schauspieler, der bürgerlich unter dem Namen Donald Glover bekannt ist, kam nicht zu Show. Markus Finger vom Hip-Hop-Label Rootdown vermutet, dass das Wegbleiben ein Statement sein könnte.

"Das ist im Bereich der Spekulation. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das ein Statement ist."

Childish Gambino sei in seinem künstlerischen Ausdruck komplex und sozialkritisch, darum würde seine Abwesenheit zu diesem Image passen, sagt Finger. Vielleicht habe er damit erneut auf Missstände, die er auch in seiner Musik thematisiert, hinweisen wollen.

Hip-Hop ist bei den Grammys angekommen

Auch Beyoncé, Jay-Z und Kendrick Lamar kamen nicht zu den Grammys, obwohl sie teilweise nominiert waren. Markus Finger sagt in Bezug auf Childish Gambino, dass er sich vielleicht nicht willkommen gefühlt habe. Es wären zwar Hip-Hop-Acts nominiert gewesen, aber die Grammys hätten der Hip-Hop-Kultur bisher nicht sonderlich offen gegenüber gestanden. Inhalte dieser Musik hätte man bei den Grammys jahrelang als nicht relevant eingeschätzt, so Finger.

"Das ist ein altehrwürdiger Award, der nicht sehr offen war gegenüber diesem Genre Rap-Musik."
Marius Finger, Musik-Label Rootdown

Markus Finger sagt, die Organisatoren der Preisverleihung hätten wahrscheinlich zum Teil aus wirtschaftlichen Beweggründen Rapper wie Drake oder Kendrick Lamar nominiert, aber es man habe wohl auch nicht mehr die Augen davor verschließen können, dass Hip-Hop eine weltweit wichtige Musikkultur darstellt.

Mehr zum Thema:

  • Ladies first bei den Grammy Awards  |   Alicia Keys, Lady Gaga, Janelle Monáe, Jennifer Lopez, Diana Ross, Dolly Parton und die ehemalige First Lady der USA, Michelle Obama – sie alle waren in diesem Jahr bei den Grammys präsent.
  • Vom Gospel zum HipHop  |   Die Sklaven brachten ihre Musik mit nach Amerika. Sie verpackten ihr Leid in Gospels, die bis heute wirken, erklärt der Musikhistoriker Wolfgang Rathert im Hörsaal-Vortrag.
  • "Awaken my love"  |   Donald Glover ist Childish Gambino, und der Mann ist ein hervorragender Musiker. Jetzt kommt von ihm "Awaken my love", eine Soul-Platte mit Einschlägen aus Gospel, Psychedelic und Electro.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
US-Musikpreis
Warum Childish Gambino die Grammys geschwänzt hat
vom 11. Februar 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Marius Finger, Musik-Label Rootdown