Südkorea hat als erstes Land den Mobilfunk 5G gestartet. Dem Land war es wichtig, als Marktführer in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.
Wer schnelles Internet gerne mag, dem kommen wahrscheinlich die Tränen, wenn er hört, dass Südkorea schon in den 1990ern Breitbandverbindungen ausgebaut hat - und am Mittwoch seine 5G-Netze eingeschaltet hat. Dem Land ist es wichtig, in Tech-Sachen ganz weit vorne zu sein, um global mithalten zu können.
Eigentlich sollte das 5G-Netz erst am Freitag (5. April 2019) starten. Als die Südkoreaner aber von den Gerüchten hörten, dass 5G auch in den USA an den Start gehen soll, haben sie ihre 5G-Premiere in einer Hauruck-Aktion um zwei Tage nach vorne verlegt - und waren damit knapp ein paar Stunden vor Chicago und Minneapolis Erster auf der Welt.
Technologie kann Potenzial noch nicht ausschöpfen
Fabian Kretschmer ist Journalist, lebt in Seoul und berichtet von dort. Als er hört, dass 5G früher gestartet ist, hat er direkt auf einem 5-G-kompatiblen Handy gecheckt, ob sich irgendetwas verändert hat. Schließlich sollen User ja 100 Mal so schnell Daten herunterladen können, wie mit LTE. Sein Ergebnis war aber ernüchternd: Er hat keinen Unterschied bemerkt.
"Derzeit kann die Technologie nur einen Bruchteil seines Potenzials ausschöpfen."
Das erste 5-G-kompatible Smartphone ist auch erst am Freitag (5. April 2019) auf den Markt gekommen. Weil das Samsung S10 mit umgerechnet 1.100 Euro aber recht teuer ist, hat das Unternehmen erst einmal nur 70.000 Stück herausgebracht - die seien aber direkt ausverkauft gewesen, sagt Fabian Kretschmer.
Die meisten Südkoreaner werden wahrscheinlich noch etwas warten, bis weitere Konkurrenzprodukte auf dem Markt sind und alles etwas günstiger wird - denn nicht nur das Handy, auch die Verträge sind teuer. Wer unbegrenztes Datenvolumen haben will, muss derzeit mit 80 Euro im Monat rechnen, sagt Fabian Kretschmer.
5G bringt Vorteile für Mobile-E-Sports
Trotzdem: Die Visionen, was mit 5G künftig alles möglich sein kann, sind riesig. Große Freunde gibt es beispielsweise in der E-Sports-Branche. Da warten alle auf 5G, weil es damit keine Verzögerungen mehr geben wird, was hier besonders wichtig ist, da schon ein paar Millisekunden etwas ausmachen und im Zweifel über Sieg und Niederlage entscheiden.
"In Zukunft wird man auf jeden Fall mehr Mobile-E-Sports sehen - also mehr Turniere über das Smartphone."
Fabian Kretschmer ist sehr beeindruckt von der Präsentation einer 360-Grad-Technik. Das ist eine 5-G-Anwendung von Korea Telecom, womit es möglich sein wird, bei Videostreams in Echtzeit die Kamera um 360 Grad zu drehen, sagt Fabian Kretschmer. "Das funktioniert bei Youtube-Bloggern, aber natürlich auch bei Übertragungen von Formel-1-Rennen. Da entscheidest du als Zuschauer am Handy, ob du nach rechts oder links aus dem Cockpit schauen willst", sagt Fabian Kretschmer.
Fabian Kretschmer berichtet auch von Kollegen, die mit einem 5G-Handy einen 1,8 GB großen Film in 38 Sekunden heruntergeladen haben, was auch wesentlich schneller sei als mit LTE. Und er sagt: Alle, die Musik streamen, werden sich über die neue Technik freuen. Beim Streamen wird es nämlich kaum noch Qualitätsverlust geben.
K-Pop-Industrie arbeitet an Hologrammkonzerten
Ein weiterer Markt, der sich sehr über die 5-G-Technik freut, ist die K-Pop-Industrie. K-Pop ist in Südkorea absoluter Trend. Darüber haben wir hier bei Deutschlandfunk Nova auch schon mal ausführlich berichtet. Und da wird derzeit - sagt Fabian Kretschmer - mit Hochdruck an Hologrammkonzerten gearbeitet, die mit 5G in die ganze Welt übertragen werden können.
5G: Keine Revolution - eher Evolution
Von einer Revolution will Fabian Kretschmer allerdings nicht sprechen, es sei eher eine Evolution, sagt er. Aber die Visionen, was sich mit 5G alles verändern ließe, sind da. Ein Tech-Analyst nennt etwa die Autoindustrie, die Medien oder auch ganze Fabriken. Da werde sich in den nächsten fünf Jahren viel verändern, was dann auch für jedermann sichtbar werde. Autonomes Fahren, was extrem hohen Datenverkehr benötige, könne mit 5G beispielsweise massentauglich werden. Oder bei sogenannten Smart Factories könnten mit 5G immer mehr Arbeitsprozesse automatisiert werden - was natürlich auch zu einem Verlust an Arbeitsplätzen führen wird, so Fabian Kretschmer.
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