UK-Drill gilt als noch härter als Gangsta-Rap. Die beiden Rapper Skengdo und AM sind besonders erfolgreich in dem neuen Rap-Genre. Für die Polizei sind die Texte Aufrufe zur Gewalt.

Die beiden Rapper Skengdo und AM sind zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Polizei wirft ihnen vor, mit ihrer Musik zur Gangkriminalität aufzurufen. "Attempted", ein Track, den die beiden im Londoner Club Koko im Stadtteil Camden im Januar 2019 live performed haben, ist ein "Diss-Track", den sie gegen verfeindete Rapper komponiert haben, berichtet unsere Reporterin Ann Kristin Schenten.

Musik als Gewalttat

Genau dieser Track liefert der Polizei den Beweis dafür, dass sich die Rapper aktiv an der Gangkriminalität in London beteiligen und zu Gewalt aufrufen, erklärt der Labelchef von Skengdo und Am, Ian McQuaid. 

Gangkriminalität wird von der Londoner Polizei mittlerweile genauso hart bestraft wie Terrorismus. Die Musik von Skengdo und AM wird als Teil dieser Gangkriminalität betrachtet, obwohl den Rappern mit dem Track keine tatsächlichen Gewalttaten nachgewiesen wurden. Für eine Verurteilung der beiden hat das Konzert Anfang Januar wegen des Auftritts ausgereicht. Das Urteil ist in Großbritannien einmalig. Die Polizei bezeichnet dies als wichtigen Schritt im Kampf gegen die ansteigende Straßenkriminalität in London.

Zunehmende Gewalt in London

Im letzten Jahr sind in London 135 Menschen durch Messerangriffe ums Leben gekommen. So viele wie seit 10 Jahren nicht mehr. Aber Drill kann nicht alleine zum Schuldigen gemacht werden, denn auch bei der Polizei gibt es Probleme. In den letzten 10 Jahren musste sie 20.000 Stellen streichen. 

In einem Interview mit dem britischen Channel4 hat der Rapper AM erzählt, dass es auf ihn so wirken würde, dass sich die Polizei jetzt auf die Musik stürzen würde, ohne etwas an der Situation auf den Straßen verändern zu wollen.

"Die Lebensrealität der Menschen ist offensichtlich kein Problem. Ein Problem ist es aber, genau diese Lebensrealität in der Musik anzusprechen. Auch wenn es allgemein bekannt ist."
Sinngemäße Wiedergabe von AM im Interview mit Channel4

Und auch der Labelchef von Skengdo und AM Ian McQuaid glaubt nicht, dass die Strafen irgendetwas an der Gewalt auf den Straßen Londons ändern werden.

"Die Polizei macht es sich leicht, wenn sie jetzt anfängt, junge Leute, die Musik mit gewalttätigen Inhalten machen, zu verhaften und sie zu kriminalisieren. Nur um dann in die Medien zu gegen und zu sagen: Seht her, wir tun was."
Ian McQuaid, Labelchef von Skengdo und AM

Organisationen, Journalistinnen und Journalisten, Künstler und Künstlerinnen protestieren und sehen die Kunstfreiheit der Drill-Artists gefährdet. In einem offenen Brief an die Londoner Polizei kritisieren sie nicht nur das Urteil gegen Skengdo und AM, sondern auch, dass Drill immer wieder kriminalisiert wird. Über 100 Videos hat die Polizei bereits von Youtube löschen lassen.

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Skengdo und AM machen weiter Musik, fühlen sich aber von der Polizei jetzt beobachtet. "Gun Talk" ist der neuste Track der beiden Rapper und den Titel könnte man durchaus als Seitenhieb gegen die Polizei interpretieren, findet Ann Kristin.

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Shownotes
Kriminalisierung von UK-Drill
Skengdo und AM – Soundtrack für Gangs
vom 16. März 2019
Autorin: 
Ann Kristin Schenten