Filmemacherin Sung-Hyung Cho ist gebürtige Süd-Koreanerin. Wie es im Nachbarstaat aussieht, wollte sie mit eigenen Augen sehen. Sie zeigt uns ein Nordkorea jenseits von Militär-Paraden.

Atomtests, Soldaten und ein stets präsenter Führer - die Bilder, die wir aus Nordkorea zu sehen bekommen, ähneln sich. Wie es hinter der inszenierten Fassade im Land wirklich aussieht, wissen die wenigsten von uns. Und auch für Journalisten oder Filmemacher, die das Land bereisen, ist es schwierig, authentische Bilder von Nordkorea und den Menschen, die dort leben, einzufangen.

"Das ganze Material wurde kontrolliert, das war von Anfang an klar."

Filmemacherin Sung-Hyung Cho - bekannt unter anderem durch die Doku "Full Metal Village" - hat es versucht. Sechs Mal hat sie das Land bereist, war insgesamt zwei Monate lang dort. Um überhaupt einreisen zu dürfen, musste sie ihren Südkoreanischen Pass abgeben und die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen. 

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Vor der Einreise hatte sie eine tierische Angst, erzählt sie. "Ich habe mir fast in die Hose gemacht." Eine irrationale Angst, das weiß sie, die aber in ihr als Südkoreanerin tief verwurzelt war. Als Kind in der Schule wurde ihr nämlich allen Ernstes beigebracht, die Nordkoreaner hätten rote Haut und zwei Hörner auf dem Kopf. Sie habe damals geglaubt, dass das stimmt.

"Ich fühle mich inzwischen als Gesamtkoreanerin."
Sung-Hyung Cho, Filmemacherin

Die Menschen, die sie für ihren Dokumentarfilm "Meine Brüder und Schwestern im Norden" getroffen hat, sind Bauern, Soldaten, Künstler, Ingenieure, Näherinnen oder Schulkinder. Wen sie treffen durfte, hat das Regime bestimmt. Nichts lief ohne Genehmigung. Trotzdem können wir ein Stück Alltag mitbekommen, "man muss nur selbst viel denken" beim Film, sagt Sung-Hyung. Dann kann man die Mosaikstücke zusammensetzen.

Genug Essen und Fernsehen

An einer Internats-Schule fragt die Filmemacherin, ob die Kinder ihr Zuhause und ihre Eltern nicht vermissen. Die Antwort: Nein, die Kinder sind gerne in der Schule, weil es dort Essen und Fernsehen für sie gebe. 

Filmset in Nordkorea
© Kundschafter Filmproduktion GmbH
Teils konnte Sung-Hyung offen mit Nordkoreanern sprechen - doch ohne Huldigung an den Führer lief es fast nie ab.

Ihre Protagonisten sind ihr ans Herz gewachsen, sagt Sung-Hyung. "Es war wie eine private Wiedervereinigung." Sie würde sie gerne wieder sehen und erfahren, wie es ihnen inzwischen geht. Den Kontakt zu Nordkorea will sie unbedingt halten, trotz des aktuellen Konflikts. Sie arbeitet gerade an einem neuen Projekt.

Ihr Dokumentarfilm über Nordkorea ist jetzt auf DVD erschienen und ist über iTunes erhältlich.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Nordkorea
"Wie eine private Wiedervereinigung"
vom 09. September 2017
Moderatorin: 
Donya Farahani
Gesprächsparterin: 
Filmemacherin Sung-Hyung Cho, Professorin für Künstlerischen Film / Bewegtbild an der Hochschule der Bildenden Künste, Saar